"Wodka ist auch eine Waffe"

Harter Alkohol ab 21: Russisch-orthodoxe Kirche unterstützt Initiative

Veröffentlicht am 13.09.2019 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Wodka und Co. erst ab 21 Jahren: Mit dieser Gesetzesinitiative will das russische Gesundheitsministerium den Alkoholmissbrauch in der Gesellschaft eindämmen. Unterstützung dafür gibt es von der russisch-orthodoxen Kirche.

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Die russisch-orthodoxe Kirche befürwortet ein Verbot des Verkaufs von hartem Alkohol an Personen unter 21 Jahren in Russland. "Wir unterstützen die Initiative des Gesundheitsministeriums, das Verkaufsalter für Getränke mit einem Alkoholgehalt von 16,5 Prozent und mehr zu erhöhen", sagte Wladimir Legoyda, Pressebeauftragter des Moskauer Patriarchats, am Mittwoch gegenüber russischen Medien. Legoyda äußerte sich am Rande des "Allrussischen Tags der Nüchternheit", den die russisch-orthodoxe Kirche und das Gesundheitsministerium seit 2005 jährlich am 11. September gemeinsam begehen.

"Wodka ist auch eine Waffe", so Legoyda weiter. Je älter eine Person sei, desto einfacher sei es für sie, damit umzugehen. Der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche machte deutlich, dass es sich nicht um ein vollständiges Verkaufsverbot von Alkohol an junge Menschen unter 21 Jahren handle. "Trockene Weine fallen nicht darunter."

Das russische Gesundheitsministerium hatte zuletzt einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt. Die Initiative wird von mehreren Ministerien unterstützt, darunter das Innen-, das Arbeits- sowie das Verteidigungsministerium. Das Finanzministerium lehnte den Vorschlag jedoch ab. Bislang liegt in Russland das Verkaufsalter für harte alkoholische Getränke bei 18 Jahren.

"Maßlosigkeit ist die Erfindung des Teufels"

Beim Festakt zum "Allrussischen Tag der Nüchternheit" sagte der Moskauer Patriarch Kyrill I., dass laut Johannes Chrysostomus Wein nicht schlecht, aber Übertreibung verderblich sei. "Wein ist ein Geschenk Gottes, aber Maßlosigkeit ist die Erfindung des Teufels." Die Kirche ermutige jeden Christen, ein Beispiel für Mäßigung zu setzen, so der Patriarch weiter. Obwohl in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen ihre Trinkgewohnheiten aufgegeben hätten, sei die Angelegenheit immer noch relevant. "Daher ist es wichtig, weiterhin kirchenweite Anstrengungen zu unternehmen, um dieses Problem zu lösen", betonte Kyrill.

In Russland wurden dem Gesundheitsministerium zufolge 2017 rund 1,5 Millionen Menschen behandelt, weil sie Alkoholprobleme hatten. Die Zahl sei gegenüber 2012 um 22 Prozent gesunken, hieß es. In der Vergangenheit gab es immer wieder Versuche, den Alkoholmissbrauch in der russischen Gesellschaft einzudämmen. Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow wollte etwa in den 1980er Jahren das Problem durch eine Begrenzung der Produktion und durch hohe Preise in den Griff bekommen. Der Plan scheiterte allerdings. (mal)