Er wolle kein Unglücksprophet sein, aber…

Kirchenrechtler Schüller: Rom wird "synodalen Weg" stoppen

Veröffentlicht am 19.09.2019 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Eine mehr als düstere Prognose für den "synodalen Weg" in Deutschland stellt Kirchenrechtler Thomas Schüller auf: Rom werde soweit eingreifen, dass sich am Ende niemand mehr am Prozess beteiligen wolle.

  • Teilen:

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller gibt dem "synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche in Deutschland keine Chance. "Rom wird diesen Prozess stoppen", sagte Schüler im Gespräch mit dem Online-Portal "Kirche-und-Leben.de" (Donnerstag). Er wolle kein Unglücksprophet sein, so der Theologe, aber "in dieser Causa hat Rom bisher leider so einschränkend reagiert, wie manche es befürchtet haben".

Schüller prognostizierte weiter ein direktes Eingreifen Roms: "Die Bischofskongregation wird schlicht mit ausdrücklicher Billigung des Papstes eine Änderung des Statuts verfügen." Den Laien, die am "synodalen Weg" teilnehmen, werde dann nur noch ein beratendes Stimmrecht gewährt. Diese Weisung könnten die Bischöfe zwar kirchenrechtlich zurückweisen. Das erwarte er aber nicht, sagte Schüller. Teilnehmer des Prozesses sind vor allem Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

"…und damit war es das mit dem 'synodalen Weg'"

"Die Beschlüsse binden keinen Bischof, und damit war es das mit dem 'synodalen Weg'", so Schüller weiter. Das ZdK werde zwar nicht formal aus dem Prozess aussteigen wollen, "inhaltlich aber schon". "Bei einer puren Wir-reden-mal-drüber-Veranstaltung, die keine Verbindlichkeit generiert, wird keiner mehr mitmachen wollen", so der Kirchenrechtler.

Bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Lingen hatten die deutschen Bischöfe als Reaktion auf den Missbrauchsskandal einen "verbindlichen synodalen Weg" beschlossen. Themen des Dialogprozesses sind Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. In einem Brief vom 29. Juni äußerte sich Papst Franziskus zu dem Vorhaben und versicherte seine Unterstützung, mahnte aber zugleich zum Blick auf die Weltkirche und auf das Thema Evangelisierung. Zuletzt kritisierte der Vatikan den deutschen Dialogprozess. Der geplante "synodale Weg" müsse "effektiv und im Einklang mit der Weltkirche beschritten werden", hieß es in einem Brief des Leiters der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, an den DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx. Marx wiederum wies die Kritik aus dem Vatikan zurück. Der "synodale Weg" selbst soll nach jetzigem Stand am 1. Advent beginnen. (tmg)