Standpunkt

Die Argumente gegen die Frauenweihe sind fadenscheinig und hilflos

Veröffentlicht am 20.09.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Auch nach dem "synodalen Weg" wird es keine Frauenweihe geben, prophezeit Joachim Frank. Die Gegenargumente seien jedoch schwach. In Wahrheit gehe es den Gegnern von Diakoninnen oder Priesterinnen um etwas ganz Anderes: die Verteidigung ihrer Macht.

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Eines muss man Rudolf Voderholzer lassen: Die Kritik am geplanten synodalen Weg, die der Regensburger Bischof in brüderlicher Eintracht mit dem Kölner Kardinal Rainer Woelki intoniert und variiert, trifft einen neuralgischen Punkt: Der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dem der Verfasser dieses "Standpunkts" als Vorsitzender des katholischen Journalisten-Verbands GKP angehört, ins Setting des Reformprozesses hinein verhandelte Themenkorb "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" trägt die Gefahr von Illusion, enttäuschter Hoffnung und nachfolgender Frustration in sich. Was können und dürfen insbesondere die (noch vorhandenen) engagierten Katholikinnen vom "synodalen Weg" erwarten? Dass ein deutscher Bischof morgen einer Frau die Hände auflegt und sie zur Diakonin oder gar zur Priesterin weiht? Das wird sicher nicht passieren. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, der beim "synodalen Weg" eine konstruktive, auf Fortschritte gerichtete Rolle spielt, hat dazu realistischerweise festgestellt: Täte er dies, gäbe es übermorgen "keinen Bischof Georg mehr".

Im Grunde wissen die Frauen das auch. Trotzdem können und wollen sie gar nicht anders, als für die vollständige Öffnung aller Ämter und die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche einzutreten. Alles andere wäre die berühmte "weiße Salbe".

Es ist ein Dilemma. Wer theologisch auch nur einigermaßen auf der Höhe ist, erkennt die Fadenscheinigkeit und Hilflosigkeit der Argumente, die selbst von so klugen und versierten Experten wie dem Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke gegen die Frauenweihe ins Feld geführt werden. Es ist eine Rückwärtsverteidigung, die der Kirche schadet und offenkundig auf den Erhalt männlicher Machtstrukturen setzt. Umso bizarrer ist es dann, wenn die Gegner des "synodalen Wegs" in seiner bisher zwischen Bischofskonferenz und ZdK verabredeten Form beharrlich vor einer angeblich falschen Fokussierung auf Strukturfragen warnen. Unheilige und unheilvolle Strukturdebatten versus geisterfüllte und geistreiche Evangelisierung – diese rhetorische Entgegensetzung gehört zu den fatalen Suggestionen derer, denen es in Wahrheit selbst um Strukturen geht, genauer um ihre patriarchalisch-klerikale Machtbasis.

Der Wille zur Evangelisierung kann doch im Grunde auf nichts anderes abheben als auf die Fragen: Was dient der Verkündigung der Frohen Botschaft heute? Wie kann die Kirche am besten ihrer katholischen Bestimmung als "Sakrament des Heils" gerecht werden? Und: Worin besteht eigentlich das Proprium des Katholischen? Darauf notorisch mit dem MZH-Dreiklang zu antworten – Männerklerus, Zölibat, Heterosexualität -, zeugt von Blindheit für die "Zeichen der Zeit".

Von Joachim Frank

Der Autor

Joachim Frank ist Chefkorrespondent des "Kölner Stadt-Anzeiger", der "Berliner Zeitung" und der "Mitteldeutschen Zeitung". Außerdem ist er Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP). Die GKP verleiht mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Medienverband alljährlich den Katholischen Medienpreis.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.