Mainzer Bischof verteidigt "synodalen Weg"

Kohlgraf: Evangelisierung darf nicht zum "Kampfbegriff" werden

Veröffentlicht am 23.09.2019 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein Aufruf zu Evangelisierung könne nicht die Antwort auf die Debatte über kirchliche Macht und die priesterliche Lebensform sein, sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf – und bezieht Position in der Diskussion um den "synodalen Weg".

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Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist eine Evangelisierungsinitiative die falsche Antwort auf die aktuelle Kirchenkrise. Mit Verweis auf den "synodalen Weg" sagte Kohlgraf am Samstag in Mainz, dieser sei aus drängenden systemischen Fragen in Folge des sexuellen Missbrauchs entstanden. Bei dessen Aufarbeitung könnten Themen wie Macht, Sexualmoral, priesterliche Lebensform und die Rolle der Frau nicht mehr ausgeklammert werden. Auch könne die Diskussion darüber nicht durch einen Aufruf zur Evangelisierung ersetzt werden. Im Gegenteil: Sich diesen Themen jetzt zu stellen, habe auch etwas mit Evangelisierung zu tun: "Wir müssen eine Form von Kirche finden, die heute als Zeichen und Werkzeug Gottes erkannt wird", so Kohlgraf. Ein solcher Impuls aus der deutschen Kirche müsse dann auch auf weltkirchlicher Ebene besprochen werden.

Evangelisierung gehöre zur Kernaufgabe der Kirche; aber sie dürfe nicht zu einem "Kampfbegriff" gemacht werden oder als Belehrung der Lebenswirklichkeit von Menschen daherkommen. Stattdessen gehe es darum, das eigene Leben aus dem Glauben in die Gesellschaft zu tragen.

Gegenentwurf abgelehnt

Die deutschen Bischöfe hatten im Frühjahr den "synodalen Weg" als Antwort auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche beschlossen. Seit seiner Ankündigung ist er jedoch auch einiger Kritik ausgesetzt. Im August hatten der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer einen Gegenentwurf vorgelegt. Darin heißt es, dass es beim "synodalen Weg" um den "Primat der Evangelisierung" gehen müsse. Der Vorschlag wurde vom Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz mit 21 zu 3 Stimmen (bei drei Enthaltungen) abgelehnt.   

Der von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gemeinsam vorbereitete "synodale Weg" startet im Dezember. Vier Gesprächsforen sollen sich dann mit den Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie der Rolle der Frauen befassen. Der Gegenentwurf sah sieben Foren vor: Sexueller Missbrauch, die Sendung der Laien im Dienst der Evangelisierung, Jugendkatechese, Ehe- und Familienpastoral, Berufungspastoral, Theologie und Religionsunterricht im Dienst der Evangelisierung sowie Spiritualität und Evangelisierung.

Auch bei ihrer Herbstvollversammlung, die bis Donnerstag in Fulda tagt, wollen sich die Bischöfe mit dem "synodalen Weg" befassen. (gho)

Linktipp: Der "synodale Weg" der Kirche in Deutschland

Wie geht es nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland weiter? Bei der Frühjahrs-Vollversammlung 2019 in Lingen beschlossen die deutschen Bischöfe einen "synodalen Weg". Gemeinsam mit allen Gläubigen wollen sie Reformen anstoßen. Die Themen: Machtmissbrauch, Sexualmoral, Zölibat und die Rolle der Frau.