"Einige denken, sie sind allmächtig, weil sie ärmere Kirchen finanzieren"

Vor Amazonas-Synode: Kardinal Sarah warnt vor "falschen Propheten"

Veröffentlicht am 25.09.2019 um 09:16 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Robert Sarah
Bild: © KNA

Washington ‐ Kardinal Robert Sarah ist überzeugt, dass wir uns gegenwärtig an einem Wendepunkt der Kirchengeschichte befinden. Doch während eher liberale Reformer die Weihe von "viri probati" und Frauen fordern, hat der Kurienkardinal ganz andere Vorschläge.

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Kardinal Robert Sarah hat vor "falschen Propheten" gewarnt, die "Revolutionen und radikale Veränderungen" verkünden. "Sie suchen mediale Popularität und geben dafür die göttliche Wahrheit preis", sagte er der US-Zeitung "National Catholic Register" am Montag (Ortszeit). Er befürchte, dass einige "Westler" die im Oktober im Vatikan beginnende Amazonas-Synode dazu nutzen werden, eigene Interessen zu verfolgen. "Ich denke dabei besonders an die Weihe verheirateter Männer, die Schaffung von Ämtern für Frauen oder die Übertragung von Kompetenzen an Laien." Doch diese Punkte beträfen die Gesamtkirche und könnten nicht auf einer Synode beschlossen werden, die ein lokales Ziel verfolge: "die Evangelisierung der Amazonasregion". Der Präfekt der Gottesdienst-Kongregation sei geschockt, dass die spirituellen Nöte der Gläubigen am Amazonas dazu benutzt würden, um Forderungen umzusetzen, die "typisch für ein spießbürgerliches und weltliches Christentum" seien.

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Zudem schloss der Kurienkardinal aus, dass Papst Franziskus einer Aufhebung des Zölibats zustimmen werde. Das Kirchenoberhaupt habe im Januar die Ehelosigkeit der Priester als "Geschenk an die Kirche" bezeichnet und sich gegen eine Freistellung des Zölibats ausgesprochen. "Der Zölibat schreibt das Kreuz in unser Fleisch ein", so Sarah. Einige Kirchenmänner aus der westlichen Welt könnten diesen "Skandal des Kreuzes" nicht länger aushalten. "Sie sind gekommen, um das Priestertum und den Zölibat zu hassen." Gerade die "Reichen" würden sich gegen den Zölibat aussprechen: "Einige Leute denken, dass sie allmächtig sind, weil sie ärmere Kirchen finanzieren." Aber die Gläubigen sollten sich nicht von deren Macht und Geld beeinflussen lassen.

Die Kirche stehe an einem "Wendepunkt" ihrer Geschichte, so Sarah weiter. Sie benötige zwar eine tiefe und radikale Reform, die jedoch mit einer Erneuerung im Leben der Priester beginnen müsse. "Es ist Zeit, alle Lasten abzuwerfen und endlich die Kirche aufscheinen zu lassen wie Gott sie geformt hat", so der Kurienkardinal. Ein Weg dieses Ziel zu erreichen sei etwa die Förderung der Liturgie im außerordentlichen Ritus. (rom)