Marx: "Synodaler Weg" geht weiter – mit vier Foren
Die deutschen Bischöfe haben ihre Bereitschaft für den "synodalen Weg" bekräftigt. "Es gibt keine Stoppschilder aus Rom für den Synodalen Weg und wir werden daher weitergehen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag vor Journalisten in Fulda. Man werde Rom kontinuierlich informieren. Die Anzahl der Foren werde nicht erweitert.
Marx rief dazu auf, bei den notwendigen Veränderungen einen nüchternen Blick zu bewahren. "Es wird keinen deutschen Sonderweg ohne Rom bei weltkirchlich relevanten Fragen geben. Aber wir sind bereit, Diskussionsbeiträge für die Weltkirche zu liefern", sagte er. Der Prozess sei nicht wie oft behauptet sein persönlicher Weg, sondern ein gemeinsamer Weg der Kirche in Deutschland. Die Bischöfe seien sich darüber einig, dass die Evangelisierung in der Mitte des "synodalen Wegs" stehen müsse. Schon länger sei ein Bruch zwischen Lehre und der Lebensrealität der Menschen wahrnehmbar. "Gerade deshalb legen wir Wert auf den Dialog und sind uns sicher, dass ein Synodaler Weg als geistlicher Prozess helfen wird, wieder zusammenzufinden und ein kraftvolles Zeichen als Kirche in die Öffentlichkeit zu senden." Dieser Weg werde die Kirche verändern, denn ein "synodaler Weg" ohne Reformen sei nicht denkbar.
Die Oberhirten hätten die für den Prozess notwendige Satzung mitsamt einer Präambel mit großer Mehrheit verabschiedet, so Marx weiter. Nun muss auf Seiten der Laien noch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zustimmen. Der "synodale Weg" zu den Themen Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und die Stellung der Frau soll am ersten Advent beginnen.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki hatten erklärt, gegen die Statuten gestimmt zu haben. Voderholzer bemängelte, der Entwurf stelle die falschen Weichen. Er behielt sich vor, aus dem "synodalen Weg" auszusteigen. Marx betonte jedoch, alle Bischöfe hätten sich einstimmig dazu bekannt, diesen Weg zu gehen.
ZdK-Präsident Thomas Sternberg begrüßte das Votum der Bischöfe zur Satzung. Es sei für den weiteren Prozess eine wichtige Voraussetzung. Der Beschluss "bestätigt uns in unserer Entscheidung, die Einladung der Bischöfe, den Synodalen Weg mit uns gemeinsam zu gehen, angenommen zu haben."Man werde die Enstcheidungen der Bischofskonferenz beraten. "Wir danken allen Bischöfen, die sich in den vergangenen Wochen und jetzt in Fulda entschlossen für diesen gemeinsamen Weg eingesetzt haben."
Weiterentwicklung der Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer
Die Bischöfe beschlossen weiterhin, das System der Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer weiterzuentwickeln. Bisher erhalten Betroffene als "materielle Anerkennung zugefügten Leids" je nach Fall im Schnitt 5.000 Euro. Bei der Vollversammlung wurde nun ein Vorschlag diskutiert, laut dem Betroffene zunächst einen Grundbetrag von 10.000 Euro pro Person enthalten. Darauf aufbauend nennt das Papier zwei Varianten: Entweder erhalten Antragsteller pauschal 300.000 Euro oder je nach Schwere des erlittenen Leids zwischen 40.000 und 400.000 Euro. Eine Einigung gab es in dieser Frage noch nicht. Marx bekräftigte, auf diese Fragen gebe es keine einfachen Antworten. Außerdem soll bald ein Betroffenenbeirat eingerichtet werden. "Dieser Beirat soll sicherstellen, dass die Stimme der Betroffenen und der Austausch mit ihnen weiter einen festen Platz in unseren Arbeiten haben", so Marx.
Auch mit geistlichem Missbrauch setzen sich die Oberhirten auseinander. Dieser könne sexuellem Missbrauch vorausgehen, sagte Marx. Dazu gebe es Kommissionen und Arbeitsgruppen, die bereits getagt hätten. Ende September sei eine weitere Tagung geplant, die sich mit Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden auseinandersetzen werde.
Weiteres Thema war der Klimaschutz. So hatten die Bischöfe in den vergangenen Tagen bereits einen Brief an die Delegierten der UN-Nachhaltigkeitskonferenz gerichtet. "Umwelt- und Klimaschutz ist ein zutiefst christliches Thema", betonte Marx. Laut dem christlichen Glauben habe Gott die Welt erschaffen und den Menschen anvertraut. "Wir haben die Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren und unseren Planeten nicht zu zerstören." Die Bischöfe begrüßten das starke Engagement kirchlicher Gruppen in der Klimadebatte ausdrücklich.
65 (Erz-) Bischöfe haben seit Montag im hessischen Fulda beraten. Die Herbstvollversammlung ist eines von zwei jährlichen Treffen aller deutschen Oberhirten. (cph)