Johanna Rahner: Kirche lädt nicht zum Glauben ein
Die Theologin Johanna Rahner sieht die Krise des Glaubens vor allem als Kirchenkrise. Die Kirche werde nicht mehr als der Ort empfunden, an dem die Gottessehnsucht der Menschen von heute ernst genommen werde, sagte die Tübinger Dogmatik-Professorin am Freitagabend in einem ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom: "Die Kirche steht dem zum Glaubenkommen heute entgegen."
Rahner: Glaube ist irrelevant geworden
Das liege nicht daran, dass Kirche zu wenig glaube, betonte Rahner: "Sie ist unglaubwürdig geworden." Mit ihrem "erschütterungsfreien und verblüffungsresistenten Katechismuswissen" erkenne sie beispielsweise nicht mehr, dass Menschen Gott vermissten, dass manche ihn zwar suchten, aber nicht fänden. Dabei könne ein solches Suchen nach Gott wie eine existenzielle Not sein.
In der heutigen Zeit rechtfertige sich der moderne und auf seine Leistungsfähigkeit pochende Mensch am liebsten selbst, sagte die 1962 geborene Theologin. Von einer Gnade, die sozusagen von oben herab komme, wolle er nichts wissen. "In unserer Alltagserfahrung hat eine metaphysische Tiefendimension einfach keinen Platz mehr", bedauerte Rahner. "Glaube ist für den Normalfall des Lebens schlicht irrelevant geworden."
Der Gottesdienst fand aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln statt. (gho/epd)