"Ein Christentum, das sich abschottet, ist nicht mehr christlich"

Theologe: Begriff "Mission" soll beibehalten werden, aber...

Veröffentlicht am 02.10.2019 um 13:29 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Auch wenn das Wort "Mission" in der Geschichte des Christentums schwierig ist: Der Theologe Franz Helm fordert, den Begriff nicht aufzugeben. Mit dem Verb "missionieren" sieht es dagegen anders aus.

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Der österreichische Missionstheologe Franz Helm hat sich für eine Beibehaltung des Begriffs "Mission" ausgesprochen. Man dürfe ihn nicht einfach durch Wortneuschöpfungen ersetzen und weitermachen wie bisher, sagte Helm laut ORF am Montag. Das Wort "missionieren" habe der Steyler Missionar selbst aber aus seinem Wortschatz gestrichen. "Man verbindet damit schließlich in der Umgangssprache einen Vorgang, bei dem scheinbar nur eine Seite aktiv handelt." Mission sei aber immer ein Dialog, sagte Helm.

"Es gibt bis heute in der katholischen Kirche Gruppierungen, die Mission verstehen im Sinne von 'Wir haben die Wahrheit und das Heil, das wir den Menschen bringen'", kritisierte der Ordensmann. Diese Einstellung widerspreche jedoch dem eigentlichen Auftrag. "Ein Christentum, das sich abschottet von anderen und meint, seine Identität gegen andere verteidigen zu müssen, ist nicht mehr christlich, und auch nicht missionarisch", sagte Helm.

Ziel ist nicht mehr, dass alle katholisch werden

Die Kirche habe sich in der Geschichte zum "Handlanger des Imperialismus" gemacht und eine gewisse Mitschuld an der Zerstörung von Kulturen auf sich geladen, betonte er. Diese Vergangenheit habe die Kirche aber inzwischen intensiv und kritisch aufgearbeitet. "Die Päpste der vergangenen Jahrzehnte baten dafür stark und klar um Verzeihung, und besonders in Lateinamerika stellten sich die Kirchenvertreter klar auf die Seite der Armen und der indigenen Bevölkerung, und zahlten dafür auch hohen Blutzoll", sagte der Missionstheologe. Heute sei das Ziel von Mission nicht mehr, dass alle katholisch würden, "sondern dass alle Menschen Gottes Liebe begegnen und dass Sein Reich der Gerechtigkeit wächst", sagte Helm.

Papst Franziskus hat den Oktober 2019 zum außerordentlichen Monat der Weltmission ausgerufen. Aus diesem Anlass stellte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, in der vergangenen Woche ein 74-seitiges Papier mit dem Titel "Evangelisierung und Globalisierung" vor. Der Bamberger Erzbischof betonte, dass die Kirche auch im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung an ihrem Anspruch zur Mission aller festhalte. Mission und Evangelisierung haben aus Schicks Sicht immer eine soziale Dimension. Katholischen Glauben könne es nicht ohne Bereitschaft zur Solidarität geben. Auch die Bewahrung der Schöpfung, also Umweltschutz, gehöre zum Christentum, sagte Schick. (cbr)