Franziskus will "missionarischen Ruck" in der Kirche

Papst ruft alle Getauften zur Verbreitung des Evangeliums auf

Veröffentlicht am 02.10.2019 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der außerordentliche Monat der Weltmission hat gerade begonnen – und Papst Franziskus geht direkt in die Vollen: Alle Getauften müssten als Missionare tätig werden. Die Kirche dürfe derweil keine Zeit damit verlieren, über Fehlentwicklungen zu jammern.

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Papst Franziskus hat die Getauften zur Verbreitung des Evangeliums aufgerufen. Es gehe es nicht um das Interesse für sich selbst, sondern für Christus, betonte er bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Wer den Glauben verkündige, müsse andere "frei und verantwortlich vor Gott" machen. Das Wort Gottes aufnehmen könne nur, wer seine eigenen Grenzen überwinde, um Gott zu begegnen und Christus ähnlich zu werden, so der Papst weiter. Bibellektüre müsse eine existenzielle Bewegung sein, sagte Franziskus unter Verweis auf ein Wort seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013). Jeder Entmutigte und Ausgegrenzte könne in Jesus Hoffnung auf Neugeburt finden.

Bereits am Dienstag hatte Franziskus Christen zu einem engagierten Zeugnis für ihren Glauben aufgerufen. Bei einem Abendgottesdienst zu Beginn des außerordentlichen Monats der Weltmission forderte er einen missionarischen Ruck in der Kirche. Es gehe darum, "nicht Notare des Glaubens, Hüter der Gnade zu sein, sondern Missionare", sagte er am Dienstagabend im Petersdom. Mission sei "keine Propaganda, keine Proselytenmacherei, sondern das respektvolle Geschenk des eigenen Lebens". Dies sei die Verantwortung jedes Christen. "Fragen wir uns daher in diesem Monat: Wie gut bin ich als Zeuge des Glaubens?", so Franziskus.

Keine Zeit damit verlieren, über Fehlentwicklungen zu jammern

Bezug nehmend auf ein biblisches Gleichnis von Menschen, die aus ihren Talenten unterschiedlich viel gemacht haben, warnte der Papst vor Ängstlichkeit und Verzagtheit. Es sei eine Unterlassungssünde, wenn wir, "statt Freude auszustrahlen, uns nur als Opfer sehen oder meinen, niemand liebt oder versteht uns", so Franziskus. Resignation, Pessimismus und Lähmung seien Sünden gegen den missionarischen Geist. Die Kirche, so der Papst weiter, dürfe keine Zeit damit verlieren, über Fehlentwicklungen zu jammern, den Verlust von Gläubigen oder früherer Werte zu beklagen. Gleichzeitig warnte er erneut davor, zu sehr auf eigene Pläne und ausgefeilte Strukturen zu setzen. Es sei der Heilige Geist, dem es sich anzuvertrauen gelte.

Mit seinem Aufruf zu einem "außerordentlichen Monat der Weltmission" hat Franziskus die traditionelle Aktion kirchlicher Missionswerke im Monat Oktober noch einmal verstärkt. Das Thema ist ein Grundanliegen seines Pontifikats. Auch in der erwarteten neuen Kurienordnung soll die Förderung der Mission als Kernaufgabe der Kirchenleitung festgelegt werden. (tmg/KNA)