Papst an Katholiken: Liebt ihr Gott oder dogmatische Fragestellungen?
Papst Franziskus hat Christen vor Intriganz und ideologisch-dogmatistischer Feindseligkeit gewarnt. "Liebe ich Gott oder liebe ich dogmatische Fragestellungen?", sollten sich Christen selbstkritisch fragen, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. "Gehe ich auf andere zu oder gehe ich gegen sie an? Macht mich der Glaube, den ich bekenne, freundlich oder feindlich gegen jene, die anders sind als ich?", führte Franziskus weiter aus.
"Wer ein Mitglied der Kirche trifft, trifft Christus selbst!"
In seiner Katechesereihe zum Buch der Apostelgeschichte befasste sich der Papst dabei mit der Bekehrung des Paulus. Vom Verfasser Lukas werde der junge Saulus als Intrigant gezeichnet, der seine eigene politische und religiöse Identität absolut setze und Andersdenkende zu potenziellen Feinden reduziere. Erst nachdem er durch den auferstandenen Christus bekehrt wurde, habe Paulus begriffen, dass es "nicht Personen zu bekämpfen gilt, sondern das Böse, das ihre Taten beeinflusst". Generell gelte: Wer ein Mitglied der Kirche treffe, treffe Christus selbst. "Auch all jene, die ideologisch sind oder die die Reinheit der Kirche wollen, treffen Christus!", ergänzte der Papst in freier Rede.
Nachdem Saulus getauft und zu Paulus geworden war, habe er begriffen, was für jeden Getauften gelte: Das neue Leben als Christ bedeutet auch eine neue Sicht auf Gott, auf sich selbst und die anderen. Diese würden dann von Feinden zu Geschwistern in Christus. "Damit aber", so der Papst, "wandelt sich der Eifer des verhärteten Verfolgers in den Eifer des mitfühlenden Verkünders des Evangeliums."
Im Vatikan tagt derzeit die Amazonas-Synode, die noch bis zum 27. Oktober stattfindet. Kardinäle, Bischöfe und Experten sprechen über "neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" im Amazonas-Gebiet. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Frage nach der Priesterweihe verheirateter Männer ("viri probati"). (tmg/KNA)