Standpunkt

Frauen bei der Synode: Unterrepräsentiert und (noch) ohne Stimmrecht

Veröffentlicht am 11.10.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die letzte Synode ist zwölf Monate her – und nichts hat sich geändert. Zumindest, wenn es um die Beteiligung von Frauen geht. Denn es ist nicht klar, ob die 35 Teilnehmerinnen der Amazonas-Synode auch mit abstimmen dürfen, kommentiert Pia Dyckmans.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Die Freude ist groß. Es haben noch nie so viele Frauen an einer Bischofssynode teilgenommen, wie bei der aktuellen Amazonassynode im Vatikan (Ironie). Wird zumindest an einigen Stellen behauptet. Bei mir hält sich ehrlich gesagt die Freude zurück. Denn schaut man einmal auf die Teilnehmerliste, sieht man: Von 283 Teilnehmern sind gerade einmal 35 Frauen, davon 20 Ordensfrauen. Zum Glück gibt auch ein deutsch-brasilianischer Bischof zu, dass Frauen definitiv unterrepräsentiert sind bei diesem Treffen.

Neben dem Mangel an weiblicher Präsenz in der Synodenaula, fehlt auch wieder ein Stimmrecht für weibliche Teilnehmer. Schon bei der letzten Synode wurde – auch von Bischöfen – gefordert, dass auch die Teilnehmerinnen ein Stimmrecht haben sollten. Die letzten beiden Synoden haben gezeigt, dass für das Stimmrecht keine Weihe benötigt wird. Auf Antrag hat Papst Franziskus nämlich teilnehmenden Ordensmännern ein Stimmrecht zugesprochen, die nicht zu Priestern geweiht waren.

Es ist schon beschämend, dass der Vatikan gerade nach den vergangenen Synoden nicht selber auf die Idee kommt, Frauen aktiv zu beteiligen. Jetzt musste sich – laut Medienberichten – erst eine Gruppe von Bischöfen (!) vor Ort stark machen, dass die teilnehmenden Frauen auch ein Stimmrecht bekommen sollten. Der Antrag der Bischöfe liegt nun, so die Berichte, bei Kardinal Lorenzo Baldisseri, dem Generalsekretär der Bischofssynode. Da kann ich nur hoffen, dass der Antrag nicht nur geprüft, sondern auch von Papst Franziskus gelesen und angenommen wird.

Es reicht nämlich nicht mehr, den Dienst der Frauen in der Kirche zu loben, wie sie Wortgottesdienste leiten, vielerorts die Katechese von Kommunionkindern oder Firmlingen betreiben oder sich in den Dienst der Caritas stellen. Die Zeit der Worte und die Zeit des Lobs sind vorbei. Es wird Zeit, dass die Kirche, dass der Vatikan den Worten auch Taten folgen lässt. Und wenn Frauen noch nicht einmal ein Stimmrecht bei einer Synode bekommen, wofür es nun wirklich keine Weihe braucht, wie können wir dann überhaupt auf eine Weiterentwicklung der Rolle der Frau hoffen?

Von Pia Dyckmans

Die Autorin

Pia Dyckmans ist Presse- und Öffentlichkeitsreferentin der Jesuiten in Deutschland und Schweden.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.