Gesund – geheilt – gerettet
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Impuls von Schwester Charis Doepgen
"Hauptsache gesund" – gute Wünsche zum Geburtstag oder ins neue Jahr hinein werden häufig mit dieser Floskel gekontert. Für die meisten Menschen rangiert Gesundheit auf der Wunschliste an das Leben an oberster Stelle. Dagegen ist wenig einzuwenden, nur das Wort "Hauptsache" ist hier fragwürdig. Denn ist Gesundheit wirklich alles?
Das heutige Evangelium gibt eine Antwort. Jesus ist "auf dem Weg nach Jerusalem", was bei Lukas heißt, er geht seiner Passion entgegen. Aber auch auf diesem Weg behält er den wachen Blick für das Leid anderer. Zehn Aussätzige machen auf sich aufmerksam. Sie rufen sein Erbarmen an. Das ist mehr als die Bitte um Heilung. Die Bitte um Erbarmen zielt direkt in das Herz Gottes.
Die Erzählung aber bleibt nüchtern, fast wortkarg. Jesus schickt die Zehn zu den Priestern. Das entspricht dem Gesetz des Mose über den Umgang mit ihrer ansteckenden Krankheit. In dem sie der Anweisung folgen, werden sie rein, das heißt gesund. Das ist so unspektakulär, dass wir fast etwas enttäuscht sind. Da hätte Lukas doch etwas mehr aus der Szene machen können.
Der Evangelist möchte unser Interesse vor allem auf einen Außenseiter lenken, den Mann aus Samarien. Lukas hat in seinem Sondergut einen weiteren vorbildlichen Samariter (Kap.10) in der Hauptrolle. Offenbar soll das eine Art Schocktherapie für die Etablierten sein. Denn ausgerechnet der religiös und stammesmäßig ausgegrenzte Fremde zeigt menschliches Format. Ob die anderen neun ihre Heilung in einer Kneipe gefeiert haben, erfahren wir nicht. Der Samariter aber kennt eine Adresse für seinen Dank: Er lobt Gott. Man kann sich ausmalen, wie er singend und tanzend zu Jesus zurückkommt.
Drei Fragen aus dem Mund Jesu unterstreichen das ganze Gewicht dieser kleinen Erzählung, denn in ihnen tut sich ein Abgrund auf. Da sind zehn, die das Erbarmen Gottes erfahren haben, und da ist einer, der zum Glauben kommt – bis heute ein Dilemma, dem sich die Kirche gegenüber sieht. Zwischen "rein geworden" und rettendem Glauben liegt die Umkehr. Nur einer von zehn kriegt diese Kurve. Welchen Pastoralplan brauchen wir für die neunzig Prozent, die nicht mehr auftauchen? Im Evangelium sind es die, welche die richtige Konfession haben, aber weit hinter dem Fremden zurück bleiben.
Die Botschaft des heutigen Sonntags ist sicherlich nicht nur an die Adresse der vielen Abwesenden gerichtet, sondern will auch die Zuhörer sensibilisieren: Hauptsache gesund genügt nicht! Zwar lässt sich das Wort gesund nicht steigern – entweder man ist es oder man ist krank. Die Geschichte von den zehn Aussätzigen widerlegt diese sprachliche Grenze. Der Mann aus Samarien überschreitet sie mit Dankbarkeit und Glauben hin zu der Steigerung: Gesund – geheilt – gerettet!
Evangelium nach Lukas (17,11-19)
Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!
Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter.
Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.
Zehn waren krank
neun wurden gesund
einer geheilt
er hat nicht nur
seine Haut gerettet
auch das Herz
eins zu neun
stehen die Chancen
umzukehren -
Gott, heile auch
die ge-danken-losen
vergesslichen Herzen
Sr. Charis Doepgen OSB