Johannes Paul II. bald heilig?

Veröffentlicht am 23.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Johannes Paul II. (1978-2005) könnte nach einem italienischen Medienbericht möglicherweise schon im Oktober heiliggesprochen werden. Zwei Ärzte der vatikanischen Heiligsprechungskongregation hätten eine Heilung, die auf Fürsprache des Seligen erfolgt sein soll, als "unerklärbar" bestätigt, schreibt die Zeitschrift "Credere" in ihrer jüngsten Ausgabe.

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Der wahrscheinlichste Termin für eine Heiligsprechung Johannes Pauls II. in diesem Jahr sei der 20. Oktober, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Vorabbericht. Dieses Datum liege zwischen dem 35. Jahrestag seiner Wahl am 16. Oktober und seines Amtsantritts am 22. Oktober. Heiligsprechungen erfolgten in den vergangenen Jahren stets im Oktober.

Einzelheiten zu der als unerklärbar qualifizierten Heilung nannte die Zeitschrift nicht. Für die Heiligsprechung muss ebenso wie für die Seligsprechung ein auf Fürsprache des Betreffenden gewirktes Wunder nachgewiesen werden. Dieses muss nach der Seligsprechung passiert sein.

Der Bericht der Ärzte muss nun von einer Theologenkommission der Heiligsprechungskongregation geprüft werden. Anschließend werden die Unterlagen des Verfahrens dem Kardinalsrat und dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Papst Johannes Paul II. war am 1. Mai 2011 von Benedikt XVI. seliggesprochen worden. Es war das kürzeste Seligsprechungsverfahren der Neuzeit. Damals war die unerklärliche Heilung einer französischen Ordensfrau von der Parkinson-Krankheit als Wunder anerkannt worden.

500 Johannes-Paul-Denkmäler in Polen

Derweil geht das öffentliche Gedenken an den polnischen Pontifex weiter. Seit Mitte April steht beispielsweise eine fast 14 Meter hohe Statue des Papstes in Czestochowa (Tschenstochau). Der Erzbischof des für seine "schwarze Madonna" bekannten Marienwallfahrtsortes, Waclaw Depo, hatte die weltweit größte Papststatue am 13. April in einem Freizeitpark der südpolnischen Stadt eingeweiht.

Im polnischen Tschenstochau (Czestochowa) ist am 13. April 2013 die weltgrößte Statue von Johannes Paul II. enthüllt worden. Die XXL-Statue des 2005 verstorbenen Pontifex misst 14 Meter.
Bild: ©KNA

Im polnischen Tschenstochau (Czestochowa) ist am 13. April 2013 die weltgrößte Statue von Johannes Paul II. enthüllt worden. Die XXL-Statue des 2005 verstorbenen Pontifex misst 14 Meter.

Das sieben Tonnen schwere, weiße Denkmal aus Fieberglas und Stahl zeigt das einstige Oberhaupt der katholischen Kirche lächelnd und mit ausgestreckten Armen. "Es ist eine väterliche Geste des Segens, mit der die Besucher begrüßt werden", sagte der Organisator und Direktor des Parks für Sakralminiaturen, Piotr Kaleta.

Hunderte Facebook-Nutzer hatten sich dagegen gewandt, dass die Statue mit dem Rücken zur Stadt errichtet wird. Wegen der Windverhältnisse hatte der Park dies laut Angaben eines Sprechers erwogen. Nun schaut sie doch in Richtung Stadtzentrum. Die Parkbetreiber hoffen jetzt auf einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Ihre Figur von Johannes Paul II. sei fast zwei Meter höher als der bisherige Rekordhalter in Chile.

In dem 2011 eröffneten Park wurden mehrere Sakralbauten aus der ganzen Welt nachgebaut, etwa die Basiliken der Wallfahrtsorte Lourdes (Frankreich), Fatima (Portugal) und Altötting. Das Paulinerkloster der Stadt mit dem Gnadenbild der "Schwarzen Madonna von Tschenstochau" besuchen jedes Jahr mehr als drei Millionen Pilger, deutlich mehr als jeden anderen Wallfahrtsort Polens. Auch Johannes Paul II. hatte zum Gnadenbild der Schwarzen Madonna gebetet. Der verstorbene Papst wird in Polen wie ein Nationalheiliger verehrt. Landesweit erinnern rund 500 Denkmäler an ihn.

Viele Anziehungspunkte in Rom

In Rom wurde Anfang April in Anwesenheit von Papst Franziskus der neue Papst-Johannes-Paul-II.-Platz eingeweiht. Bürgermeister Gianni Alemanno enthüllte das Straßenschild vor dem päpstlichen Gottesdienst zur Inbesitznahme der Lateran-Basilika.

Die neue Version der Statue von Papst Johannes Paul II. am römischen Bahnhof Termini.
Bild: ©Tobias Tiltscher/katholisch.de

Die neue Version der Statue von Papst Johannes Paul II. am römischen Bahnhof Termini.

Der Papst-Johannes-Paul-II.-Platz liegt vor dem Lateran-Palast, dem Hauptsitz der römischen Bistumsverwaltung. Bislang gehörte dieses Teilstück zur "Piazza San Giovanni in Laterano". Das neue Schild trägt die Aufschrift "Largo Beato Giovanni II".

Anziehungspunkt Nummer eins in Rom ist für Verehrer von Johannes Paul II. der weiße Marmor-Sarkophag im Petersdom gleich neben der berühmten Pieta von Michelangelo. Zu seiner Seligsprechung im Mai 2011 wurde der beliebte Pontifex aus den Vatikanischen Grotten unterhalb des Doms in das Gotteshaus selbst verlegt.

In der italienischen Hauptstadt empfängt zudem seit Herbst 2012 eine große – und zugleich kontrovers diskutierte – Johannes-Paul-II.-Statue all diejenigen, die am Hauptbahnhof Termini ankommen. Die fünf Meter hohe moderne Bronzeskulptur musste nach Bürgerprotesten von ihrem Erschaffer Oliviero Rainaldi umgearbeitet werden.

Der grünlich schimmernde Papst, der mit seiner Linken den Mantel öffnet, war nach seiner ersten Enthüllung im Mai 2011 in Lokalzeitungen als "Blechbüchse", "Wachhäuschen" und "Batman" verspottet worden. (meu/luk/KNA/dpa)

Seligsprechungsverfahren für Oscar Romero

Die Seligsprechung des vor 33 Jahren ermordeten Erzbischofs von San Salvador, Oscar Romero (1917-1980), rückt offenbar näher. Das Büro von Kurienerzbischof Vincenzo Paglia bestätigte am Montag eine entsprechende Aussage des Verantwortlichen für das Seligsprechungsverfahren. Der Vatikan hatte 1996 das Seligsprechungsverfahren für den am 24. März 1980 ermordeten Romero eröffnet, nachdem der 1990 auf Diözesanebene eingeleitete Prozess in El Salvador abgeschlossen war. In den vergangenen Jahren gab es jedoch offenbar kaum mehr Fortschritte. Strittig soll insbesondere die Frage gewesen sein, ob Romero als Märtyrer gelten kann. Hierfür muss nachgewiesen sein, dass er aus "Glaubenshass" ermordet wurde. Für Märtyrer entfällt der Nachweis eines auf ihre Fürsprache gewirkten Wunders im Seligsprechungsprozess. Romero wurde als Anwalt für die Rechte der Armen und Unterdrückten über die Grenzen Mittelamerikas hinaus bekannt. (KNA)