Koch: Einheit zwischen Ost und West noch nicht abgeschlossen
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat zum 30-Jahr-Jubiläum der friedlichen Revolution in der DDR und der darauf folgenden Wiedervereinigung Deutschlands eine gemischte Bilanz des Zusammenwachsens von Ost und West gezogen. "Ich sage sehr bewusst und dankbar: Vieles ist erfolgreich auf den Weg gebracht", sagte Koch am Mittwoch in Waren (Müritz) bei einem Ökumenischen Festgottesdienst zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution. Drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung müsse man aber auch feststellen, dass die Einigung der Gesellschaften in Ost- und Westdeutschland auf beiden Seiten noch nicht abgeschlossen sei.
"Viele fragen sich: Was ist eigentlich geblieben von jenem Elan, von jener ungeheuren Kraft, die die Menschen damals in dieser friedlichen Revolution aufbrachten", so Koch weiter. In vielen Punkten merke man, dass tatsächlich immer noch bleibende Unterschiede zwischen beiden Landesteilen bestünden, etwa bei den wirtschaftlichen Verhältnissen, den kulturellen Eigenheiten, der religiösen Prägung sowie der Mentalität der Bundesländer und der Menschen.
Mit Blick auf die gegenwärtige gesellschaftliche und politische Situation in der Bundesrepublik betonte Koch, Deutschland brauche wirkungsvolle Fortschritte, nicht zaghaftes, zögerliches Handeln. Es brauche gegenseitige Rücksichtnahme sowie "Solidarität zwischen Reichen und Armen, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen, Menschen unterschiedlicher Lebenserfahrungen und Menschen unterschiedlichen Alters", so der Erzbischof. Schließlich brauche es "den Geist der Besonnenheit, der Nachdenklichkeit, nicht der raschen populistischen Parolen, nicht der auf Wählerfang ausgerichteten glatten und alles umfassenden Lösungen, die es doch nicht gibt". Manchmal müsse man "eher mal stehen bleiben" und nicht permanent dem Druck des schnellen Handelns nachgeben. (stz)