Englischer Theologe wurde am Sonntag heiliggesprochen

Kardinal Ouellet: Newman sollte Kirchenlehrer werden

Veröffentlicht am 14.10.2019 um 13:14 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal John Herny Newman
Bild: © KNA

Vatikanstadt ‐ Gerade heiliggesprochen, schon zum Kirchenlehrer befördern? Der kanadische Kardinal Marc Ouellet fordert genau das für John Henry Newman. Die Forderung deckt sich mit Aussagen des früheren Kardinals Joseph Ratzinger.

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Kardinal Marc Ouellet hat gefordert, den heiligen John Henry Newman zum Kirchenlehrer zu ernennen. Wie "The Tablet" berichtet, betonte der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation bei einer Rede am Samstag den gewaltigen Einfluss von Newmans Texten auf die Entwicklung der christlichen Theologie. "Es scheint mir, dass der englische Meister zu den Glaubenslehrern wie Athanasius und Augustinus gehört, deren Leben Bekenntnisse des Glaubens auf Kosten großer Opfer waren und die entscheidende Erkenntnisse über ihren Inhalt oder ihre Handlung vermittelt haben", sagte der kanadische Kardinal.

"Die Tiefe dieses Mannes Gottes und der Platz, den er jetzt in der Katholizität einnimmt, machen uns auf die Leere aufmerksam, die seine Abwesenheit hinterlassen hätte, wenn er nicht gewesen wäre", sagte Ouellet weiter. Newman habe erkannt, dass der Glaube der Kirche seine Sprache an die Herausforderungen und Gefahren der Häresie anpassen müsse. Zu Lebzeiten seien Newmans Gedanken in Rom oft umstritten gewesen, vor allem sein Engagement für die Laien in der Kirche. Später wurden seine Thesen zu Wegbereitern des Zweiten Vatikanischen Konzils, sagte der Kardinal.

Joseph Ratzinger – damals noch Präfekt der Glaubenskongregation – zählte Newman schon Anfang der 1990er Jahre zu den "großen Lehrern der Kirche". 2010 sprach er Newman als Papst Benedikt XVI. selbst selig.

Kardinal Marc Ouellet.
Bild: ©KNA

Kardinal Marc Ouellet spricht sich dafür aus, den kürzlich heiliggesprochenen John Henry Newman zum Kirchenlehrer zu ernennen.

Als Kirchenlehrer werden Heilige, Geistliche und Bischöfe bezeichnet, die einen prägenden Einfluss auf die Theologie hatten. Um den Titel Kirchenlehrer verleihen zu können, wurden in der katholischen Kirche entsprechende Bedingungen eingeführt: Der Person muss Rechtgläubigkeit nachgewiesen werden, eine "herausragende Lehre" und ein "hoher Grad von Heiligkeit". Nach Prüfung durch die Rota Romana, ein Gericht am Apostolischen Stuhl, erhebt der Papst im Namen der Kirche den Betreffenden zum Kirchenlehrer. Dieser muss dabei noch nicht formell heiliggesprochen sein.

Bisher wurden 36 Frauen und Männer in Geschichte zu Kirchenlehrern ernannt. Darunter sind beispielsweise bekannte Heilige wie Thomas von Aquin, Katharina von Siena oder Hildegard von Bingen. Die ersten acht "Doctores Ecclesiae" werden heute auch "Kirchenväter" genannt, um sie von den späteren Lehrerinnen und Lehrern zu unterscheiden, die nach dem achten Jahrhundert lebten und die Kirche beeinflussten. (cbr)