Diözese wehrt sich gegen Vorwürfe zu Schulschließungen

Bericht: Unternehmer werfen Erzbistum Hamburg Täuschung vor

Veröffentlicht am 17.10.2019 um 11:21 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Neue Kritik an den geplanten Schulschließungen im Erzbistum Hamburg: Die finanziellen Gründe seien nur vorgeschoben, man solle die Pläne verwerfen, heißt es seitens einiger Unternehmer aus der Hansestadt. Die Diözese lässt die Vorwürfe nicht stehen.

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Die geplanten Schulschließungen des Erzbistums Hamburg stoßen auf Kritik einiger Unternehmer aus der Hansestadt. Laut einem Bericht des "Stern" (Donnerstag) wirft eine Gruppe von Geschäftsleuten um Steakhouse-Betreiber Eugen Block der Diözese Täuschung vor. Die finanziellen Gründe für die Schließungen seien nur vorgeschoben. In einem Brief forderten sie Erzbischof Stefan Heße auf, die Entscheidung zurückzunehmen und drohen mit einer bundesweiten Protestaktion. Block habe sich auch bereits an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gewandt. Das Erzbistum Hamburg bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den Eingang des Briefes, wies die Vorwürfe jedoch zurück.

Das Erzbistum will 6 seiner 21 katholischen Schulen in der Hansestadt schließen. Zur Begründung verweist die Diözese auf ihre Überschuldung, die im vergangenen Jahr 79 Millionen Euro betragen habe. Die Zahl beruht auf einer vom Erzbistum in Auftrag gegebenen Wirtschaftsprüfung durch das Beratungsunternehmen "Ernst & Young".

Generalvikar weist Vorwürfe zurück

Die Unternehmer hätten sich bereits 2018 erfolglos an Erzbischof Heße gewandt, um ihn von den Schulschließungen abzubringen, berichtet der "Stern" weiter. Block habe daraufhin auf eigene Kosten einen Unternehmensberater engagiert, der die Bilanz des Erzbistums von 2017 untersucht habe. Danach rechne sich das Bistum ärmer, als es sei, und sei gar nicht überschuldet. So seien Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen in der kirchlichen Bilanz um 86,5 Millionen Euro zu hoch taxiert. Die rund 800 Immobilien im Erzbistum, die der Kirche gehören, seien hingegen deutlich zu niedrig bewertet.

Generalvikar Ansgar Thim wies die Vorwürfe laut "Stern" zurück. Die Bilanzen "geben ein realistisches Bild", wird er zitiert. Die Diözese bewerte ihre Immobilien nach den Regeln des Handelsgesetzbuches, ergänzte Sprecher Manfred Nielen auf KNA-Anfrage: "Das Erzbistum hat hier keinen Ermessensspielraum." Bei den Pensionsrückstellungen kalkuliere die Kirche vorsichtiger. Grund sei, dass sie anders als Unternehmen durch ihr eigenes Wirtschaften nicht so hohe Renditen erzielen könne. Die notwendige Höhe der Rückstellungen werde in externen, versicherungsmathematischen Gutachten ermittelt, so Nielen weiter.

In einer Erklärung vom Donnerstagnachmittag wies das Erzbistum Hamburg die erhobenen Vorwürfe noch einmal scharf zurück. "Sämtliche Bestandteile der Bilanz des Erzbistums - auch die Pensionsrückstellungen - unterliegen klaren staatlichen, kirchen- und finanzrechtlichen Auflagen und werden durch zahlreiche außerkirchliche Instanzen, darunter Versicherungsmathematiker, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater auf ihre Plausibilität und rechtliche Konformität überprüft", erklärte Nielen. Neben der Prüfung durch alle zuständigen Gremien habe das Erzbistum mit der Unternehmensberatung "Ernst & Young" zusätzlich seit zwei Jahren eines der renommiertesten Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deutschlands mit der Aufarbeitung der finanziellen Situation des Erzbistums beauftragt. "Wer vor diesem Hintergrund den Vorwurf erhebt, wir würden tricksen, um uns künstlich arm zu rechnen, verkennt schlicht den Ernst der Lage", so Nielen weiter. Bereits vorgenommene und mögliche künftige Einschnitte seien notwendig, um angesichts einer ansonsten drohenden Überschuldung von 350 Millionen Euro das Erzbistum zukunftsfähig zu erhalten. (tmg/KNA)

17.10., 16 Uhr: Ergänzt um neue Stellungnahme des Erzbistums.