Theologin Enxing fordert "Jahr der Reue" für die ganze Kirche
Die Theologin Julia Enxing regt mit Blick auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ein "Jahr der Reue" an. In Deutschland und auch anderswo habe es keinen Prozess gegeben, der die Reflexion eingeleitet hätte, um sich mit den eigenen Vergehen auseinanderzusetzen, sagte die Professorin für systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der TU Dresden am Freitag dem Deutschlandfunk. Sie verwies auf Papst Johannes Paul II., der im Jahr 2000 ein Schuldbekenntnis gesprochen und ein Nachdenken angeregt hatte.
Enxing verspräche sich viel davon, "wenn es so etwas gäbe wie ein Jahr der Reue, wie eine Kommission, die sich wirklich aus denjenigen, die betroffen sind, zusammensetzt mit denjenigen, die Kirche repräsentieren und gemeinsam überlegen, wie ein Zeichen, ein geeignetes Zeichen aussehen könnte". "Kirche kann nicht so weitermachen wie bisher", betonte die katholische Theologin. Sie hoffe, dass das endlich klar sei. "Und vielleicht muss auch noch etwas passieren, um den Leidensdruck zu erhöhen." Aber langfristig gesehen könne es besser werden.
Im Heiligen Jahr 2000 sprach Papst Johannes Paul II. ein historisches Schuldbekenntnis ("Mea Culpa") für die Kirche wegen ihrer Verfehlungen wie Glaubenskriege, Judenverfolgungen und Inquisition. Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Joseph Ratzinger, formulierte damals, "dass auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen". (tmg/KNA)