Synodenteilnehmer: Es gibt Versuche, Reformvorschläge zu bremsen
Der in Brasilien lebende deutsche Theologe Paulo Suess berichtet von Versuchen, Reformvorschläge innerhalb der Amazonas-Synode zu bremsen. Konkret sprach er vor der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Rom von einem "Konflikt um die Redaktion des Schlussdokuments", über das am Samstag abgestimmt werden soll. Unabhängig davon, was in dem Text stehen werde, sei aber das Anliegen, das Priesteramt für Familienväter zu öffnen, vernommen worden. In der Frage der Ämter für Frauen herrsche hingegen noch "eine gewisse Langsamkeit", so Suess. Der 81-jährige Theologe und Priester nimmt als Experte an der derzeit im Vatikan tagenden Amazonas-Synode teil.
Widerstand gegen bestimmte Neuerungen gibt es laut Suess auch seitens lateinamerikanischer Bischöfe. Viele seien noch unter Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) ernannt worden und "nicht bereit, das zu verhandeln, was sie in einem langen Leben verinnerlicht und bestätigt gefunden haben".
Suess sieht zudem die lange umstrittene Befreiungstheologie durch den amtierenden Papst rehabilitiert. Ohne selbst dieser Richtung anzugehören, habe Franziskus eine "von der Befreiungstheologie beeinflusste pastorale Grundstimmung" in den Vatikan gebracht. Manche empfänden dies als lästig; "aber so ein alter Mann ist nicht so leicht aus dem Boot zu werfen", sagte Suess.
Von Synode könne durchaus etwas Licht auf "synodalen Weg" fallen
Der Theologe mahnte außerdem zu Zurückhaltung bei einer Übertragung von Synodenergebnissen auf Europa. Was von dem Bischofstreffen für Katholiken in anderen Weltgegenden relevant sei, müssten diese "selber herausfinden". Durch die Beschlüsse der Amazonas-Synode könne aber "durchaus etwas Licht auf den 'synodalen Weg' in Deutschland fallen", sagte Suess mit Blick auf Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland.
Die noch bis Sonntag laufende Amazonas-Synode steht unter dem Titel: "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Das Bischofstreffen nimmt Umweltschäden im Amazonasgebiet und deren soziale Folgen in den Blick. Ebenso geht es um mehr Aufmerksamkeit für die Belange der Indigenen und die Seelsorge in der riesigen und schwer zugänglichen Amazonasregion. Auch die Weihe verheirateter Familienväter, die Übertragung von Leitungsaufgaben an Laien und neue Ämter für Frauen werden diskutiert. (tmg/KNA)