"Synodaler Weg" sei keine parlamentarische Abstimmung über Glauben

Kardinal Woelki: Die Laien beraten – und das Lehramt entscheidet

Veröffentlicht am 05.11.2019 um 14:20 Uhr – Lesedauer: 

Bergisch Gladbach ‐ Breite Beteiligung von Gläubigen in der Kirche: ja. Entscheidungen stünden aber der bischöflichen Autorität zu, sagt Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki. Er warnt davor, dass der "synodale Weg" die unveränderbaren Maßgaben des Glaubens infrage stellt.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich zu einer "breiten Beteiligung von Gläubigen" in der Kirche bekannt. Zugleich betonte er am Montagabend in Bergisch Gladbach die Rolle des bischöflichen Lehr- und Leitungsamtes. Entscheidungen stünden der bischöflichen Autorität zu. "Damit berühren wir natürlich eine für den heutigen Mainstream schwierig zu akzeptierende Glaubensposition", so Woelki. "Diese ist allerdings nicht hintergehbar."

Mit Blick auf den geplanten kirchlichen Reformdialog "synodaler Weg" sagte Woelki, dabei dürften die unveränderbaren Maßgaben des Glaubens nicht infrage gestellt werden. "Es gilt schon, den Eindruck zu unterbinden, es ginge um eine quasi parlamentarische Abstimmung über den Glauben." Papst Franziskus wolle nicht, dass kirchliche Synoden Übereinkünfte wie in der Politik anstrebten. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals wollen die deutschen Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Dezember einen "synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche starten. Themen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Gewaltenteilung und die Rolle von Frauen in der Kirche.

Woelki warnte vor der "irrigen Meinung", die Probleme der Kirche ließen sich durch Reformen von Strukturen lösen. Der Papst habe darauf hingewiesen, dass die Erneuerung der Kirche unter dem Primat der Evangelisierung stehen müsse. Dies bedeute, die Christusfreundschaft zu beleben und in Tradition und Lehre der Kirche einzutauchen. Der Kardinal warnte vor einer Trennung von der Weltkirche. Auch wandte er sich gegen die Absicht, mit dem "synodalen Weg" die Stimme der deutschen Kirche in der Weltkirche vernehmbar machen zu wollen. Bei einem Chor gehe es nicht darum, einzelne Stimmen zu profilieren. "Schrille Töne sollte man deshalb vermeiden."

Lücking-Michel verteidigt "synodalen Weg"

Die Vizepräsidentin des ZdK, Claudia Lücking-Michel, verteidigte den "synodalen Weg". Mit den "auf Augenhöhe" gewählten Themen solle der sexuelle Missbrauch aufgearbeitet werden. Die Verkündigung der Frohen Botschaft sei zwar "A und O des Erneuerungsprozesses". Aber Fragen nach der Gewaltenteilung müssten offen diskutiert und klug entschieden werden, damit Anspruch und Wirklichkeit der Kirche nicht weiter auseinanderfielen. Konkret forderte Lücking-Michel eine unabhängige kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit, mehr Teilhabe von Laien an der Leitung der Kirche, den Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern, die Anerkennung vielfältiger Lebensformen und eine moralische Neubewertung der Homosexualität.

Nach einer Vorbereitungsphase soll der "synodale Weg" am ersten Advent dieses Jahres offiziell beginnen. In einem am Dienstag bekannt gewordenen Brief von zehn Generalvikaren deutscher Diözesen haben diese grundlegende Reformen der Kirche gefordert. "Wir halten das damit verknüpfte Anliegen einer grundlegenden Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für essentiell", schreiben die Bischofsvertreter in dem Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, und den ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg. (tmg/KNA)