Verleihung des Ratzinger-Preises 2019

"Theologe und Hirte": Franziskus würdigt Benedikt XVI.

Veröffentlicht am 09.11.2019 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Für Papst Franziskus ist Benedikt XVI. ein Beispiel für "eine Wahrheitssuche, in der Vernunft und Glaube, Intelligenz und Spiritualität ständig verbunden werden". Anlass für diese Würdigung war die diesjährige Verleihung des Ratzinger-Preises.

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Papst Franziskus hat das theologische Wirken seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) gewürdigt. "Sein Ziel war es, dass wir trotz sich ändernder Zeiten und Situationen uns einen lebendigen Glauben erhalten", sagte das Kirchenoberhaupt bei der Verleihung des Ratzinger-Preises am Samstag im Vatikan. Gläubige, so habe es Benedikt XVI. gewollt, sollten Zeugnis für ihren Glauben geben können in einer Sprache, die von Zeitgenossen verstanden wird, so Franziskus weiter.

"Der Theologe und Hirte" Joseph Ratzinger habe sich nie in eine abstrakte Kultur bloßer Denkmodelle eingeschlossen. Vielmehr sei er ein Beispiel gewesen für "eine Wahrheitssuche, in der Vernunft und Glaube, Intelligenz und Spiritualität ständig verbunden werden".

Auszeichnung für Dialog des Christentums mit verschiedenen Kulturen

Mit der neunten Verleihung des Ratzinger-Preises wurden der kanadische Politikwissenschaftler und Philosoph Charles Taylor (87) sowie der Theologe Paul Bere (53) aus Burkina Faso ausgezeichnet. Bei der Feierstunde würdigte Franziskus die Beiträge beider für einen ernsthaften Dialog des Christentums mit unterschiedlichen Kulturen, einmal der säkular-westlichen sowie mit der vornehmlich mündlich-afrikanischen.

So stelle die von Charles Taylor untersuchte Säkularisierung mit all ihren Folgen eine "bedeutende Herausforderung für die katholische Kirche wie für alle Gottgläubigen" dar, so Franziskus. Nur wenige hätten das Problem der Säkularisierung mit derartiger Weitsicht dargestellt wie der kanadische Philosoph. Dieser lade dazu ein, "neue Weisen zu erspüren und zu suchen, wie die transzendenten Dimensionen der menschlichen Seele gelebt und ausgedrückt werden können". Der in Montreal geborene Taylor war Professor für Philosophie an der McGill University in Montreal und arbeitet am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. In seinem Werk untersucht er die Folgen neuzeitlicher Entwicklungen: etwa die Privatisierung des Glaubens, Schwächungen religiöser Praxis sowie die Beliebigkeit religiösen Bekenntnisses.

Paul Bere, erster Ratzinger-Preisträger aus Afrika, stehe für eine moderne afrikanische Theologie, die Inkulturation ernst nimmt, so der Papst. Nachdem das Christentum in den ersten Jahrhunderten durch nordafrikanische Theologen wie Tertullian, Cyprian und Augustinus geprägt worden war, hätten die Ausbreitung des Islam sowie die lange Phase des Kolonialismus eine "echt afrikanische Inkulturation der christlichen Botschaft verhindert", sagte Franziskus. Bere lehrt Bibelwissenschaften in Rom und in der Elfenbeinküste. Er engagiert sich für die Ausbildung einer afrikanischen Theologie, war zudem Berater mehrerer Bischofssynoden. Der Bibelwissenschaftler befasst sich vor allem mit der mündlichen Kultur afrikanischer Länder. (mal/KNA)