Gregoire III., melkitischer Patriarch von Antiochien, über die Lage in Syrien

Beendet den Krieg!

Veröffentlicht am 04.05.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Syrien-Konflikt

Bonn/Damaskus ‐ Der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregoire III. Laham, hat die anhaltende Unsicherheit und Gefahr in Syrien beklagt und ein Ende der blutigen Bürgerkriegs gefordert: "Die Zukunft besteht nicht aus Waffen. Niemand kann gewinnen in so einem Krieg", sagte er am Samstag katholisch.de.

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Solange die Konfliktparteien weiter an Munition und Geld gelangten, seien Kinder, Familien und alle Syrer Opfer des Konflikts. Erst wenn die Versorgung mit Waffen gestoppt werde, könnten in dem Land Versöhnung und Dialog beginnen, so der im Libanon und in Syrien residierende Geistliche, der offiziell als "Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem" bezeichnet wird. Die Melkiten sind eine mit Rom unierte christliche Ostkirche, die weltweit rund 1,7 Millionen Mitglieder hat.

Der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregoire III. Laham.
Bild: ©KNA

Der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregoire III. Laham.

Kirchen sind beschädigt und zerstört

Schon im einem Brief zur Fastenzeit 2013, der sich auch an Menschen im Ausland wandte, hatte der Geistliche in drastischen Worten die Situation der melkitischen Christen in Syrien geschildert: "Die Nachrichten, die Sie über die Medien erreichen, vermögen es nicht, die katastrophale Situation angemessen auszudrücken", heißt es da. Hunderte Menschen seien getötet, 20 Kirchen beschädigt oder zerstört worden. "Viele unserer Gläubigen sind entführt worden und mussten hohe Lösegeldsummen zahlen um wieder frei zu kommen".

Im Gespräch mit katholisch.de sagte Gregoire III., seiner Ansicht nach litten Christen und Muslime gleichermaßen unter dem Bürgerkrieg. "Wir Christen sind ein Teil des Landes und des Volkes – was uns passiert, passiert genauso den anderen. Alle sind gleichermaßen in Gefahr", so der Partiarch. Mitglieder beider Religionen müssten aus dem Land fliehen. Auch seine eigene Familie sei betroffen: "Alle meine Verwandten sind weg", so der Geistliche.

Patriarch: Gläubige müssen Zwangssteuer entrichten

Er sagte weiter, die Opposition in Syrien sei sehr heterogen und habe kein klares Gesicht. Ihre politischen Positionen und ihre Planungen für eine Zukunft seien nicht eindeutig zu erkennen. "Die Rebellen sind unbekannt für uns" so der Patriarch. Unter den Oppositionellen seien sehr viele Gruppierungen, darunter auch Nicht-Syrer und Kriminelle, so der Geistliche.

In manchen Regionen Syriens werde die Bevölkerung von Rebellen-Gruppen aufgefordert, Schutzgelder zu bezahlen: "In vielen Gebieten wird diese Zwangssteuer sowohl von Christen als auch von Muslime verlangt", berichtete Gregoire III. Ende April hatte bereits der Präsident der Caritas im Libanon, Simon Faddoul, in einem Interview mit dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" von islamistischen Gruppierungen berichtet, die von der christlichen Bevölkerung eine "Zwangssteuer für 'Ungläubige'" einzögen.

Dank für internationale Hilfe

Gregoire III. bedankte sich auch für die internationale Hilfe. So hätten unter anderem der Vatikan und die Caritas Gelder bereitgestellt. "Wir bekommen von außen wirklich Hilfe, dass wir selbst weiterhelfen können". Auch die vielen Flüchtlinge würden unterstützt. Die Solidarität der Welt sei sehr wichtig für die Menschen in Syrien.

Ziel müsse es jedoch sein, dass es keine Flüchtlinge mehr gebe und Frieden einkehre. Dafür sei auch die Unterstützung der US-amerikanischen und russischen Politik zentral. Auch Europa müsse den Syrern helfen. "Das ist nicht nur eine örtliche Verantwortung, das ist eine internationale Verantwortung", so Gregoire III. (gho)