Kardinäle sprachen gemeinsam im Kloster Weltenburg

Müller: Eliten hassen Kirche – Sarah sieht "Krise des Priestertums"

Veröffentlicht am 22.11.2019 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Weltenburg ‐ Der Westen verfalle dem Heidentum und die "neue Weltelite" spiele sich wie eine "Herrenrasse" auf: Die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Robert Sarah wählten mit Blick auf die Kirchenkrise scharfe Worte.

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Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht in der "Führungsschicht der sogenannten politischen Eliten" einen "entfesselten Hass auf die katholische Kirche". Diese Eliten bastelten sich eine "Einheitsreligion als eine Art spiritueller Vereinigung aller Menschen im materiellen Lebensgenuss ohne jede Transzendenz", sagte Müller am Donnerstagabend im niederbayerischen Kloster Weltenburg. Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation äußerte sich als Laudator für Kurienkardinal Robert Sarah, der dort sein aktuelles Buch "Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden" vorstellte.

Die "neue Weltelite" könne "der Versuchung kaum widerstehen, sich wie eine neue Herrenrasse aufzuspielen", ergänzte Müller. Dabei beanspruche sie das Recht auf Leben und Tod. Der Kardinal fügte an, "die Tötung eines Kindes im Mutterleib" im Namen der Selbstbestimmung der Frau als Menschenrecht zu erklären, habe erkenntnistheoretisch den gleichen Rang wie die Rechtfertigung der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten "mit der jeder Vernunft widerstreitenden Schutzbehauptung, die schwarzen Afroamerikaner seien keine vollwertigen Menschen".

Müller erklärte, Sarah empfehle in seinem Buch gegen die "Krise des Glaubens, des Priestertums und der Kirche" nicht etwa "Strukturreformen, Anpassungen an das Unvermeidliche, das Verschweigen unangenehmer Wahrheiten und die Umdeutung der geoffenbarten Mysterien des christlichen Glaubens in überzeitliche existenzielle Prinzipien". Stattdessen plädiere er für die Erneuerung der Kardinaltugenden der Klugheit, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und des Maßes. Die Kirche stehe in einer Stunde der Prüfung, in der nur zahllose Gebete um Bekehrung hülfen.

Sarah: Wer soll Menschen zu Gott führen?

Kardinal Sarah selbst bezeichnete die Kirchenkrise der heutigen Zeit als eine "Krise des Priestertums". Wie solle man die Menschen zu Gott führen, wenn es kaum noch Berufungen und daher keine Priester mehr gebe, fragte er. Gleichzeitig müssten die vorhandenen Priester sichtbarer und in der Welt präsenter werden. Gefragt seien "eifrige, fromme, gottesfürchtige Priester, die ihr Leben ganz dem Herrn schenken". Der Präfekt der Gottesdienstkongregation riet dazu, sich wieder auf das Evangelium zu besinnen, die Sakramente zu leben, öffentlich Zeugnis des Glaubens zu geben und zum Gebet zurückzukehren - zumal um Priester - und Ordensberufungen, "aber um wahre und heilige".

Zum "synodalen Weg" in Deutschland sagte Sarah, dass ein solches Vorhaben grundsätzlich nichts Schlechtes sei. Es könne etwa den Glauben vertiefen. Allein: "Wenn eine Synode darauf abzielt, die Lehre zu verändern, dann ist sie keine Synode mehr." Die deutschen Bischöfe sollten eine Synode zur Neuevangelisierung des Abendlands veranstalten. Denn der Westen drohe wieder dem Heidentum zu verfallen - und wegen seiner Macht mit ihm die ganze Welt. Wenn Bischöfe nicht die Lehre Jesu verkündeten, sollten Gläubige sie darauf hinweisen. Doch eine Spaltung der Kirche begünstige nicht die Evangelisierung.

Danach gefragt, ob man in Rom an der Zusammenführung von Christentum und Islam oder gar an "einer Weltreligion" bastele, verneinte Sarah. Synkretismus sei kein Projekt des Vatikan. Die Vereinten Nationen aber strebten eine Einheitslehre ohne Dogma an, behauptete Sarah. Es gebe dazu jedoch keine Dokumente, er könne dies nicht beweisen. (bod/KNA)