Der Neupriester, der dem Papst den Primizsegen spendete
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Vor einigen Monaten ging ein ungewöhnliches Bild um die Welt: Ein junger Benediktiner spendete Papst Franziskus den Primizsegen. Für Pater Johannes Feierabend war dieser Moment ein ganz besonderer Augenblick. "Ich hatte zwar vorher schon daran gedacht, dem Papst den Primizsegen zu spenden", gibt der 35-Jährige zu. Doch so ganz konkret sei diese Überlegung erst kurz vor der Generalaudienz Ende August geworden. "Ich habe den Papst auf Deutsch angesprochen und einfach 'Grüß Gott' gesagt", berichtet Feierabend. Franziskus habe ihn zuerst nicht verstanden, als der Benediktiner ihn gefragt hatte, ob er ihn segnen dürfe. "Doch als ich ihm mein Primizbildchen gegeben habe, hat er schließlich verstanden, was ich wollte."
Zuerst segnete der Papst den Neugeweihten und küsste seine Hände, dann konnte Feierabend dem Kirchenoberhaupt seinen Primizsegen geben, der in der Kirche besonders wertgeschätzt wird. So sagt etwa der Volksmund, für einen Primizsegen lohne es sich, die Schuhsohlen durchzulaufen. "Zum Schluss hat mir der Heilige Vater mitgegeben, dass ich für ihn beten soll", sagt Feierabend beeindruckt. "Wenn ich jetzt im Hochgebet für Papst Franziskus bete, ist das schon anders als vorher."
Der Eucharistiefeier vorzustehen ist für den jungen Benediktiner noch ungewohnt, denn erst vor wenigen Monaten wurde Feierabend zum Priester geweiht. "Die Reise nach Rom und die Karten für die erste Reihe bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz waren ein Geschenk zu meiner Weihe", erzählt der Neugeweihte. Um ihm diese Freude zu machen, hatte eine Freundin bei Erzbischof Georg Gänswein um die besonderen Platzkarten gebeten.
War Feierabends Weg zum Priestertum zwar von mehreren Neuorientierungen im Laufe seines Lebens gekennzeichnet, so war eine vom Glauben geprägte Kindheit und Jugend doch vorgezeichnet. "Ich komme aus einer gläubigen Familie", erzählt Feierabend. "So haben wir etwa immer vor und nach dem Essen gebetet." In seiner Kirchengemeinde im oberbayerischen Pähl hat er eine "klassische Sakristei-Karriere" als Messdiener, Messner-Vertretung und Firmkatechet absolviert. "Der Pfarrer hat uns etwas zugetraut, ohne uns ständig zu überprüfen. Das war toll", erinnert sich Feierabend. Damals wurde er auch in den Pfarrgemeinderat gewählt. "Mit den meisten Stimmen – sogar noch mehr als meine Mutter", sagt er und lacht.
Zivildienst im Kloster
Mag es auch so aussehen, dass für Feierabend ein geistlicher Beruf eine selbstverständliche Konsequenz aus seiner Jugend war, so täuscht diese Vorstellung doch. "Ich war eher ein fauler Schüler", sagt der heutige Benediktiner. "Ich wollte so schnell wie möglich raus aus der Schule und arbeiten." Daher schloss er die Hauptschule ab und machte eine Lehre im Einzelhandel. Doch er hatte sich zuvor auch andere Bereiche angeschaut, etwa durch ein Praktikum in der Altenpflege. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er bei einer Bank.
Einige Jahre später überraschte Feierabend seine Familie mit einer ungewöhnlichen Ankündigung: "Ich gehe ins Kloster." Das war nur als Scherz gemeint, denn er wollte seinen Zivildienst bei den Missionsbenediktinerinnen in Bernried ableisten. Die Reaktionen waren jedoch eher negativ: "Die wenigsten haben sich gefreut, viele waren erschreckt", berichtet Feierabend. Er glaubt, dass daran vor allem falsche Vorstellungen vom Ordensleben Schuld seien, die durch die Medien vermittelt würden und sich als Klischees in den Köpfen der Menschen verankert hätten.
Die Zeit als Zivi brachte Feierabend zum Nachdenken über eine mögliche Berufung. Auslöser dafür war der Kommentar einer Nonne, die ihm sagte, sie werde bei ihm "auf keine Hochzeit gehen". "In diesem Augenblick war sie ein Werkzeug Gottes", ist der Ordensmann überzeugt. Die Annahme der Schwester, dass er Priester werden würde, ließ Feierabend nicht los. Schließlich trat er 2005 in das Spätberufenenseminar St. Matthias in Waldram südlich von München ein. Innerhalb von vier Jahren holte er dort das Abitur nach und trat 2009 in das Priesterseminar seiner Heimatdiözese Augsburg ein. Zeitgleich begann er ein Theologiestudium an der Universität in Augsburg.
Das Priesterseminar wurde für Feierabend zu einer Herausforderung: "Der Regens war wirklich sehr streng und wir wurden wie Kinder und nicht wie Erwachsene behandelt." Es habe eine große Menge an Beschränkungen und wenige Freiheiten gegeben. "Wir haben uns einfach zu viel gefallen lassen", resümiert er seine Zeit als Seminarist. Doch auch gute Freundschaften seien aus diesen Jahren erwachsen, die bis heute bestehen.
Feierabend kehrt "schweren Herzens" nach Augsburg zurück
Das in Priesterseminaren übliche Freijahr markiert für Feierabend eine Zäsur. Zwei Semester verbrachte er in Münster, um an der dortigen theologischen Fakultät zu studieren und, fernab des Seminars ganz auf sich gestellt, alleine zu wohnen. "Ich habe Münster auch ausgewählt, weil dorthin keiner meiner Seminarkollegen gegangen ist", erzählt Feierabend und muss schmunzeln. Der Regens war von seiner Entscheidung nicht begeistert und riet ihm davon ab, nach Münster zu gehen. In der Universitätsstadt, die von Feierabends Heimatdorf fast so weit entfernt ist wie Rom, gefiel es dem jungen Studenten jedoch so gut, dass er nur "schweren Herzens" nach Augsburg zurückkehrte.
Dort konnte sich Feierabend nicht vorstellen, wieder ins Seminar zu ziehen, und bat den Regens darum, als Seminarist extern wohnen zu können – eine Möglichkeit, die er in Münster kennengelernt hatte. Das wurde ihm jedoch nicht gestattet, sodass er ins Seminar zurückziehen musste. Diese Entscheidung setzte ihm zu und er erkrankte für mehrere Monate. "Konsequenzen, die das Seminarleben haben kann", kommentiert Feierabend diese schwierige Zeit.
2014 trat Feierabend schließlich aus dem Priesterseminar in Augsburg aus und in das Benediktinerstift Sankt Peter in Salzburg ein. Bereits seit mehreren Jahren stand er in einem losen Kontakt mit der Erzabtei, der sich in den Jahren vor seinem Eintritt intensiviert hatte. 2013 war ein neuer Erzabt gewählt worden, der einen "frischen Wind" in die Benediktinergemeinschaft gebracht hatte – für Feierabend die Motivation, schließlich einzutreten. "Ich habe mich einfach in den Ort verliebt", gibt er als weiteren Grund an. Bei anderen Klöstern, die er sich auch angeschaut hatte, sei das nicht so gewesen. "In der Erzabtei herrscht eine große Ruhe, direkt vor den Mauern pulsiert aber das Leben", schwärmt er über die Lage des Klosters mitten in der Altstadt von Salzburg.
In Salzburg "angekommen und glücklich"
Dort fühlt sich Feierabend "endlich angekommen und glücklich". Wohl auch, weil er hier sein Theologiestudium abgeschlossen hat. "Es hat ja auch lange gedauert", sagt er lachend. Ihm gefällt sein Leben nach der Regel des heiligen Benedikt, deren Umsetzung ins Heute stets eine große Kunst sei. "Mir sind besonders die Gebetszeiten als Fixpunkte wichtig, nach denen sich mein Tagesablauf richtet", so Feierabend. Dieser geregelte Rhythmus sei sehr schön, doch auch herausfordernd, denn manchmal sei es schwer, mit der Arbeit aufzuhören.
Mit der Arbeit im Kloster wird Feierabend erst jetzt richtig anfangen. Nachdem er 2018 zum Diakon und im Juni dieses Jahres zum Priester geweiht wurde, ist der junge Mönch nun Berufungsbeauftragter der Erzabtei und Rektor der frisch renovierten Klosterkirche. Doch das sind nur die wichtigsten Aufgaben Feierabends. Er ist als Liturgie-Magister auch für die Planung der Gottesdienste zuständig und hat im Oktober eine Promotion in Liturgiewissenschaft begonnen. "Eigentlich hatte ich vor, direkt nach meiner Priesterweihe in die Pfarrseelsorge zu gehen, doch der Erzabt wollte es anders", so Feierabend. Dennoch freut er sich über seine vielfältigen Aufgaben, denn er sei nicht nur zum Beten ins Kloster gegangen, sondern auch zum Arbeiten.