Nach Vatikan-Intervention: Bistum Trier nimmt Reform-Dekrete zurück
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird die Dekrete zur Umsetzung der Pfarreienreform in seiner Diözese zurücknehmen. Das gab Generalvikar Ulrich von Plettenberg laut einer Mitteilung des Bistums Trier am Dienstag bekannt. Der Schritt betreffe die ursprünglich geplante Aufhebung der bisherigen Pfarreien, Kirchengemeinden, Pfarreiengemeinschaften und Kirchengemeindeverbände sowie die Errichtung der ersten 15 "Pfarreien der Zukunft" zum 1. Januar 2020, hieß es. Der Vatikan hatte die geplante Pfarreienreform nach Beschwerden vorerst gestoppt. Derzeit werde geprüft, welche weiteren Konsequenzen die Aussetzung habe, teilte die Diözese mit.
Neues Dekret hebt alte auf
Die Aufhebungs- und Errichtungsdekrete, die bereits versandt worden waren, würden vom Bischof per neuem Dekret zurückgenommen, hieß es weiter. Von der Errichtung der neuen Pfarreien werde zunächst abgesehen, für die derzeit amtierenden Pfarrgremien werde es ein Übergangsmandat geben. Die Anstellungsverhältnisse der Mitarbeiter in den geplanten Leitungsteams der "Pfarreien der Zukunft" würden beibehalten. Auf die Bitte von Rom, Stellung zu beziehen, werde Ackermann zeitnah eingehen. Am Wochenende werde sich der Bischof zudem mit einem geistlichen Wort an die Gläubigen in seinem Bistum richten.
Die römische Kleruskongregation hatte mit Schreiben vom 21. November den Vollzug des "Gesetzes zur Umsetzung der Ergebnisse der Diözesansynode 2013-2016" ausgesetzt. Auslöser war laut Mitteilung des Bistums vom vergangenen Donnerstag eine Beschwerde der Priestergemeinschaft "Unio Apostolica" bei der Kleruskongregation. Zudem liege dem Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte der Antrag einiger Gläubiger aus dem Bistum vor, die Übereinstimmung des Umsetzungsgesetzes mit dem universalen Kirchenrecht zu prüfen. Als erste Maßnahme wurden geplante Pfarreiratswahlen am Wochenende ausgesetzt.
Ackermann hatte am vergangenen Mittwoch die Dekrete veröffentlicht, mit denen die ersten 15 der 35 "Pfarreien der Zukunft" der Diözese offiziell errichtet werden sollten. Gleichzeitig sollten die bisherigen Pfarreien auf den Gebieten aufgelöst werden. Die reformkritische Initiative "Kirchengemeinde vor Ort" rief die Gläubigen zu Beschwerden auf.
Die geplante Pfarreienreform des Bistums sieht vor, dass die 887 Pfarreien und 172 Pfarreiengemeinschaften durch 35 sogenannte "Pfarreien der Zukunft" ersetzt werden. "Kirchengemeinde vor Ort" hatte wiederholt gegen die Pfarreienreform protestiert und unter anderem eine Befragung von 500 Katholiken im Bistum veröffentlicht, wonach sich 61 Prozent dafür aussprachen, als Kompromiss vorerst bei der aktuellen Struktur bleiben zu wollen. Das Bistum Trier kritisierte die Umfrage und sprach von einem "tendenziösen Vorgehen" der Initiative und einer "nicht aussagekräftigen" Art der Befragung. Das Bistum betont, dass es bei den Reformen primär um eine Neuausrichtung des kirchlichen Lebens als Frucht der Diözesansynode (2013-2016) gehe. Neben strukturellen seien vor allem auch die inhaltlichen Neuerungen von Bedeutung. Hierzu hätten mehrere Gruppen bis zum Sommer gearbeitet und Vorschläge vorgelegt. Diese würden im Herbst und Winter beraten und dann in die Umsetzung gebracht. (tmg)