Neuer Präsident der Vatikan-Finanzaufsicht ernannt
Der italienische Finanzexperte Carmelo Barbagallo (63) ist zum neuen Präsidenten der vatikanischen Behörde für Finanzinformationen (AIF) ernannt worden. Das teilte das vatikanische Presseamt am Mittwoch mit. Barbagallo hatte erst im Juli die Rolle als Chefberater für Finanzaufsicht bei der Leitung der italienischen Zentralbank übernommen und war für die Beziehungen zur zentralen europäischen Bankenaufsicht zuständig. Im Vatikan übernimmt er den Posten des Schweizers Rene Brülhart, dessen Mandat vergangene Woche nicht verlängert wurde.
Die vatikanische Finanzaufsicht, die für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung zuständig ist, steckt derzeit in einer Krise. Ihr Direktor Tommaso Di Ruzza ist seit dem 1. Oktober unter bisher nicht genannten Vorwürfen suspendiert. Zwei von vier Aufsichtsratsmitgliedern traten nach dem Ausscheiden Brülharts zurück. Auf dem Rückflug von seiner Asienreise hatte sich auch Papst Franziskus zu den Vorfällen geäußert. Demnach steht die Finanzaufsicht wegen des Verdachts auf unsauberes Verhalten im Fokus von Ermittlungen. Es gebe Hinweise, dass die Behörde ihrer Kontrollaufgabe nicht nachgekommen sei. Brülhart habe versucht, Druck auf die vatikanische Staatsanwaltschaft zur Rückgabe beschlagnahmter Unterlagen auszuüben. Es gebe einen Finanz-"Skandal" im Vatikan, der unter anderem mit der verlustreichen Investition in eine Londoner Immobilie zusammenhänge. "Wir haben Dinge gemacht, die anscheinend nicht sauber waren", sagte Franziskus wörtlich.
Vor drei Wochen hatte der Papst mit Juan Antonio Guerrero Alves (60) auch einen neuen vatikanischen "Finanz-Chef" ernannt. Der spanische Jesuit und Wirtschaftswissenschaftler wird als neuer Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates Nachfolger des wegen Missbrauchs verurteilten Kardinals George Pell. Guerrero erhält damit einen der einflussreichsten Posten in der Leitung der katholischen Kirche. Sein Amt tritt er nach Angaben des Jesuitenordens zum Jahresbeginn an. (tmg/KNA)