"Radikale Reformen in unserer Kirche" seien notwendig

Essener Generalvikar empört über Finanzaufsicht-Krise im Vatikan

Veröffentlicht am 27.11.2019 um 16:11 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Es "bestätigt einmal mehr, wie überfällig radikale Reformen in unserer Kirche sind", so Essens Generalvikar Klaus Pfeffer zum Finanzskandal im Vatikan. Glücklicherweise könne seit Papst Franziskus in der Kirche angstfrei "Tacheles geredet werden".

  • Teilen:

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer zeigt sich empört über die Krise um die Finanzaufsicht im Vatikan. "Es ist zum Verzweifeln und bestätigt einmal mehr, wie überfällig radikale Reformen in unserer Kirche sind", schrieb er am Mittwoch auf Facebook. Vatikanbehörden, die in der Weltkirche gerne kontrollierend-belehrend aufträten, verlören bald vollends an Glaubwürdigkeit.

Die vatikanische Behörde für Finanzinformationen (AIF), die für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung zuständig ist, steckt derzeit in einer Krise. Ihr Direktor Tommaso Di Ruzza ist seit dem 1. Oktober unter bisher nicht genannten Vorwürfen suspendiert. Zwei von vier Aufsichtsratsmitgliedern traten zurück, nachdem die Amtszeit des bisherigen AIF-Präsidenten Rene Brülhart vergangene Woche nicht verlängert worden war. Am Mittwoch berief Papst Franziskus den italienischen Finanzexperten Carmelo Barbagallo (63) zu dessen Nachfolger.

Tacheles-Reden durch Franziskus

"Tagtäglich bin ich mit den Anfragen und Zweifeln, mit Wut und Zorn von Gläubigen und Nicht-Gläubigen konfrontiert - und kann angesichts solcher Nachrichten wie dieser hier nur noch ratlos mit dem Kopf schütteln", so Pfeffer. Papst Franziskus habe alle Unterstützung verdient, wenn er aufdecken lasse, was im Argen liege. "Ihm ist es ohnehin zu verdanken, dass endlich offen, angstfrei und ohne Denk- und Sprechverbote in unserer Kirche Tacheles geredet werden kann."

Auf dem Rückflug von seiner Asienreise hatte sich Papst Franziskus zu den Vorfällen geäußert. Demnach steht die Finanzaufsicht wegen des Verdachts auf unsauberes Verhalten im Fokus von Ermittlungen. Es gebe Hinweise, dass die Behörde ihrer Kontrollaufgabe nicht nachgekommen sei. Brülhart habe versucht, Druck auf die vatikanische Staatsanwaltschaft zur Rückgabe beschlagnahmter Unterlagen auszuüben. Es gebe einen Finanz-"Skandal" im Vatikan, der unter anderem mit der verlustreichen Investition in eine Londoner Immobilie zusammenhänge. "Wir haben Dinge gemacht, die anscheinend nicht sauber waren", sagte Franziskus wörtlich. (tmg/KNA)