Münsteraner Bischof bittet erneut um Entschuldigung

Fehlerhafter Umgang mit Missbrauchsfall: Genn kündigt Dekret an

Veröffentlicht am 29.11.2019 um 14:57 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ "Es wird alles aufgedeckt": Münsters Bischof Felix Genn betont, dass es mit ihm keine Vertuschung von Missbrauchsfällen gebe. Für einen konkreten Fall gestand er erneut Fehler ein – und nannte Maßnahmen für den beschuldigten Priester und die betroffene Pfarrei.

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Münsters Bischof Felix Genn hat noch für dieses Jahr ein Dekret zum Umgang mit einem des Missbrauchs beschuldigten Priesters angekündigt. Damit werde die Zukunft des Geistlichen eindeutig geregelt, sagte Genn nach Angaben des Bistums bei einem nichtöffentlichen Gespräch am Donnerstagabend mit Gremien der Pfarrei Sankt Margareta Wadersloh. Zudem werde es für die Pfarrei eine seelsorgliche Begleitung durch speziell geschulte Mitarbeiter des Bistums geben. Genn betonte, dass es mit ihm keine Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs gebe: "Es wird alles aufgedeckt. Dabei passieren sicherlich auch wieder Fehler, aus denen wir dann immer wieder neu lernen müssen." Am Dienstag kommender Woche kommt der Bischof erneut nach Wadersloh, diesmal zu einem Gespräch mit allen Pfarreimitgliedern, wie es hieß.

Konkret geht es um einen Geistlichen, der in den 1980er Jahren als Kaplan in Kevelaer über einen längeren Zeitraum in der Beichte ein Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Die Betroffene setzte das Bistum 2010 darüber in Kenntnis, verlangte aber, dass der Sachverhalt nicht öffentlich gemacht und die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet werde. Der Geistliche wurde 2010 als Pfarrer in Wadersloh-Bad Waldliesborn emeritiert. Vor rund drei Jahren meldete sich die Frau erneut beim Bistum, weil der Geistliche sich nicht an die Auflage hielt, nur "Gottesdienste ohne große Öffentlichkeit" zu feiern.

Nicht deutlich genug Seelsorgetätigkeiten untersagt

Genn bat erneut um Entschuldigung und nannte es einen Fehler, dass er dem später nach Wadersloh-Bad Waldliesborn gewechselten Geistlichen nicht deutlich genug Seelsorgetätigkeiten untersagt habe. Zudem hätten der Pfarrer, das Seelsorgeteam und die Gremien in Wadersloh über die Hintergründe des Sachverhalts informiert werden müssen.

Die Betroffene hatte ihren Fall Anfang November öffentlich gemacht. Laut Bistum hat der Geistliche seine Schuld in einem Brief an sie eingestanden. Inzwischen warf eine weitere Frau dem Geistlichen vor, sie in den 1980er Jahren als Mädchen missbraucht zu haben. Nach Angaben der Diözese gibt es ein drittes Opfer des Priesters. Hierbei handele es sich aber nicht um sexuellen Missbrauch, sondern "um eine besonders verwerfliche Form des geistlichen Missbrauchs". Dieser Fall habe aber nicht in Wadersloh stattgefunden. Weitere Fälle seien dem Bistum nicht bekannt.

In der vergangenen Woche hatte Genn in einem Offenen Brief an die Gläubigen seines Bistums Fehler im Umgang mit diesem und einem weiteren Missbrauchsfall eingestanden und sich bei Betroffenen entschuldigt. "In meiner Verantwortung als Bischof von Münster muss ich in diesem Fall deutlich sagen: Ich habe Fehler gemacht!", schrieb der Oberhirte. Transparenz beim Thema Missbrauch könne und dürfe "auch vor meiner eigenen Person nicht Halt machen", so Genn. (tmg/KNA)