Der Papst und das "Amen", riechende Gesangbücher und "kein Single-Typ"
Geredet wird auch in der katholischen Kirche viel. Dennoch schaffen es im Wust der Wortmeldungen manche Aussagen, über den Tag hinaus in Erinnerung zu bleiben und weiteren Gesprächsstoff auszulösen. Sprüche dieser Art gab es in der Kirche auch 2019 zur Genüge. Katholisch.de präsentiert einige ausgewählte Zitate aus dem kirchlichen Raum.
Frauen, Männer und die Apostel
"Wenn alle katholischen Priester Hausbesuche machen würden, würden sie feststellen, dass hinter jeder zweiten Tür eine Frau lauert und dass es wirklich 90 Prozent doof finden, dass wir immer sagen, die Apostel waren Männer."
Autor und Politikberater Erik Flügge am 12. Januar beim Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg.
Katholischsein als Protest – gegen die CSU
"Die Kirchen im Clinch mit der CSU, was ist denn da plötzlich los? Wenn das so weitergeht, wird man als Zeichen seines Protests gegen die CSU noch katholisch werden müssen."
Kabarettist Frank-Markus Barwasser am 12. Januar zur Kritik der Kirchen am Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung und an manchen Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik in einem Interview mit dem "Evangelischen Sonntagsblatt" für Bayern.
"Amen" statt "Likes"
"Das ist das Netz, das wir wollen. Ein Netz, das nicht als Falle genutzt wird, sondern der Freiheit und dem Schutz einer Gemeinschaft freier Menschen dient. Die Kirche selbst ist ein von der eucharistischen Gemeinschaft geknüpftes Netz, wo die Einheit nicht auf 'Likes', sondern auf der Wahrheit, auf dem 'Amen' beruht, mit dem jeder seine Zugehörigkeit zum Leib Christi zum Ausdruck bringt und die anderen annimmt."
Papst Franziskus am 24. Januar im vom Vatikan veröffentlichten Schreiben zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 2019.
Zu wenig Kirche
"Wir haben Kirchen genug, aber wir haben zu wenig Kirche."
Der Limburger Bischof Georg Bätzing am 24. Januar in Frankfurt zu Herausforderungen für die katholische Kirche, Menschen für den christlichen Glauben zu erreichen.
Eine der übelsten Häresien unserer Zeit
"Enttäuscht von der Wirklichkeit, die wir nicht verstehen oder in der – wie wir meinen – kein Platz mehr für unser Angebot ist, geben wir einer der übelsten Häresien unserer Zeit 'Bürgerrecht', nämlich zu denken, dass der Herr und unsere Gemeinden in dieser neuen Welt, wie sie abläuft, nichts zu sagen noch zu geben hätten."
Papst Franziskus am 26. Januar in seiner Predigt zur Altarweihe in der Kathedrale "Santa Maria La Antigua" in Panama-Stadt während seines Besuches beim Weltjugendtag.
Brücken zwischen Völkern und Kulturen
"Es gibt keine Alternative: Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft. Vor allem die Religionen können nicht auf die dringende Aufgabe verzichten, Brücken zwischen Völkern und Kulturen zu bauen. Die Zeit ist gekommen, dass die Religionen sich aktiver, mutig, kühn und aufrichtig, dafür einsetzen, der Menschheitsfamilie zu helfen, ihre Fähigkeit zur Versöhnung, ihre Vision der Hoffnung und konkrete Wege zum Frieden weiterzuentwickeln."
Papst Franziskus am 4. Februar bei einer interreligiösen Konferenz in Abu Dhabi unter dem Motto "Human Fraternity".
Bischöfe, Priester und die reine Lehre
"Es geht nicht um Macht. Es geht um Seelsorge. Bischöfe und Priester sind keine Wächter der reinen Lehre, sondern Begleiter auf dem Weg zu Gott. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen in ihrer Not zu helfen, dass sie einen heilsamen Weg finden können. Nur so machen sie möglicherweise wieder die Erfahrung, Teil dieser Kirche zu sein. Kein Bischof oder Priester kann diesen Menschen dann die Kommunion verweigern."
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am 7. Februar in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" zum Thema Kommunionempfang.
Rheinischer Katholizismus
"Ich bin eine Art rheinischer Katholik: Hier unten so leben, dass man oben noch reinkommt."
Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach am 9. Februar im Interview mit dem Kölner Bistumssender domradio.de.
Die Opfer ins Zentrum rücken
"Diese Opfer, die Mitglieder unserer Kirche sind, misshandelt von dieser Kirche, haben das Recht, im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, unserer Gebete und unserer apostolischen Arbeit zu stehen."
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich am 21. Februar in einer Videobotschaft zum Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan.
Kirche, Kölsch und Alt
"Kirche muss zu den Leuten. Kirche und Kölsch bzw. Alt gehören zusammen."
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am 22. Februar in der "Bild"-Zeitung.
Die Kirche und der drohende Kollaps
"Ich empfinde die derzeitige Situation der Kirche in Deutschland wirklich als dramatisch; viele sprechen von einem drohenden Kollaps der Kirche. Das scheint mir nicht übertrieben zu sein."
Die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop am 20 März in einem katholisch.de-Interview zur Lage der katholischen Kirche nach dem Missbrauchsskandal.
Jugendliche und unbequeme Fragen
"Seid mutig. Stellt unbequeme Fragen. Wenn ihr keine unbequemen Fragen stellen könnt, seid ihr keine Jugendlichen."
Papst Franziskus am 6. April bei einer Begegnung mit rund 2.500 Schülern, Lehrern und Eltern in Mailand.
Papst für einen Tag
"Ich würde meine Rollerblades auspacken, um sechs Uhr morgens, wenn der Petersdom noch nicht geöffnet ist und einmal durch den Petersdom fahren. Das würde ich tun, wenn ich schon der Hausherr bin."
Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler am 9. April im Münchner Presseclub auf die Frage, was er tun würde, wenn er für einen Tag Papst wäre.
Sechs verlorene Endspiele und der liebe Gott
"Wenn der liebe Gott mich dafür braucht, um zu zeigen, dass jemand sechs Endspiele in Folge verliert und er es tatsächlich auch noch ein siebtes Mal versucht, dann bin ich die perfekte Person dafür."
Fußballtrainer Jürgen Klopp am 30. April mit Blick auf das Champions-League-Halbfinalspiel des FC Liverpool gegen den FC Barcelona.
Zwischen Tod und Auferstehung
"Wer Fan vom 1. FC Köln ist, lebt ja in einer Karsamstags-Existenz. Immer zwischen Tod und Auferstehung. Jetzt ist mal wieder Auferstehung angesagt. Und das trifft sich gut in der österlichen Zeit."
Der leitende Pfarrer in der Kölner Innenstadt, Domkapitular Dominik Meiering, am 7. Mai im Köner Bistumssender domradio.de zum Aufstieg des 1. FC Köln in die Fußball-Bundesliga.
Erzbischof und Priester – aber kein Single-Typ
"Ich bin definitiv kein Single-Typ. Wenn ich nicht Priester geworden wäre, hätte ich gerne eine Familie gegründet, falls eine Frau, die ich liebe, dazu bereit gewesen wäre."
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch am 15. Mai in einem katholisch.de-Interview auf die Frage, ob er es bedaure, dass er als Priester nie selbst eine Familie gründen konnte.
Schlechter Stil unter Kardinälen
"Grundsätzlich bin ich sehr für eine streitbare Auseinandersetzung über strittige Themen, auch unter Kardinälen. Vielleicht haben wir das in der Vergangenheit sogar viel zu wenig getan. Aber der Ton, den auch Kardinäle und Bischöfe untereinander manchmal anschlagen, gefällt mir nicht. Man soll sich auseinandersetzen, aber nicht herabsetzen. Das ist schlechter Stil."
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper am 4. Juni in einem Interview der "Frankfurter Rundschau" über die Diskussionskultur unter Spitzenvertretern der katholischen Kirche.
Der Untergang des Abendlandes
"Das Ertrinkenlassen von Menschen in den Fluten ist der Untergang des Abendlandes und nichts anderes."
Die Mitgründerin der Hilfsorganisation Cap Anamur, Christel Neudeck, am 29. August vor Journalisten in Köln.
Riechende Gesangbücher
"Als ein junger Konfirmand mir mal sagte: 'Die Oblate schmeckt, wie das Gesangbuch riecht' – da wusste ich, unsere Kirche steckt wirklich in der Krise."
Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer am 21. September auf der "pastorale!" in Magdeburg.
Auf einer hohen Woelki
"Der ein oder andere sitzt auf einer hohen Woelki"
Christian Pulfrich, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), am 22. November während der ZdK-Herbstvollversammlung in Bonn über die Haltung einiger Bischöfe zum "synodalen Weg". Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte im Vorfeld Kritik an der Initiative angemeldet.