Ex-Mitglieder beklagen sektenartige Strukturen und spirituellen Missbrauch

Nach Vorwürfen: Gemeinschaft "Totus Tuus" erhält Übergangsleitung

Veröffentlicht am 13.12.2019 um 09:20 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Kürzlich geriet die Geistliche Gemeinschaft "Totus Tuus" in Kritik. Die Vorwürfe: sektenartige Strukturen und geistlicher Missbrauch. "Totus Tuus" wies die Anschuldigungen stets zurück. Jetzt werden weitere Konsequenzen gezogen.

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Die umstrittene katholische Gemeinschaft "Totus Tuus" erhält eine Übergangsleitung. Sie werde bis zur Erarbeitung neuer Statuten und darauffolgender regulärer Wahlen amtieren, teilte die Gemeinschaft in einer Stellungnahme von Dienstag mit. Die Amtszeit der derzeitigen Leitung laufe zum Jahresende nach fünf Jahren turnusgemäß aus.

Das Bistum Münster, wo "Totus Tuus" (Ganz Dein) als kirchliche Gruppe anerkannt ist, untersucht seit 2017 im Rahmen einer Visitation die Vorwürfe ehemaliger Mitglieder, wonach die Gemeinschaft sektenartige Strukturen pflege und geistlichen Missbrauch betreibe. Die Gruppe wies das zurück, räumte aber "kommunikative und zwischenmenschliche Fehler sowie eine Überforderung einzelner Mitglieder" ein.

Acht Personen übernehmen Leitung

Zur Übergangsleitung gehören den Angaben zufolge drei Mitglieder der bisherigen Leitung, deren Mandat Münsters Bischof Felix Genn verlängere. Drei weitere, bisher nicht in der Leitung vertretene Personen würden von den Mitgliedern der Gemeinschaft durch Wahl bestimmt und zwei von Genn berufen. Der Münsteraner Pfarrer Martin Sinnhuber solle das Leitungsteam begleiten."Weiterhin bleibt es unser Anliegen, mit den ehemaligen Mitgliedern der Gemeinschaft einen Weg der Versöhnung zu finden", erklärte "Totus Tuus". "Wir sind uns aber bewusst, dass dies ein weiter Weg ist." Der Visitationsprozess werde voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres seinen Abschluss finden.

Die Gemeinschaft entstand in den 1990er Jahren aus Pilgerfahrten zum bosnischen Wallfahrtsort Medjugorje. 2004 wurde sie in einigen Bistümern als Neue Geistliche Gemeinschaft anerkannt. Die Gemeinschaft schreibt sich die Aufgabe der Neuevangelisierung zu. (mpl/KNA)