Franziskus fordert stärkeren Einsatz für Frauenwürde

Papst: Jede Gewalt an der Frau ist eine Schändung Gottes

Veröffentlicht am 02.01.2020 um 11:13 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ "Im Schoß einer Frau haben sich Gott und die Menschheit verbunden, um sich nie mehr zu trennen", mahnt Papst Franziskus. Das habe Konsequenzen für den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht.

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Papst Franziskus hat zu Beginn des neuen Jahres einen stärkeren Einsatz für die Würde von Frauen angemahnt. "Wenn wir eine bessere Welt wollen, die ein Haus des Friedens und nicht Schauplatz für Krieg ist, möge uns die Würde jeder Frau am Herzen liegen", sagte das Kirchenoberhaupt am Neujahrstag bei einer Messe im Petersdom. Eine Errungenschaft für die Frau ist eine Errungenschaft für die ganze Menschheit", so Franziskus in seiner Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria. Frauen müssten an den Entscheidungsprozessen voll beteiligt werden.

Zudem kritisierte der Papst, Frauen würden "ständig beleidigt, geschlagen, vergewaltigt und dazu gebracht, sich zu prostituieren oder das Leben in ihrem Schoß auszulöschen". "Jede Gewalt an der Frau ist eine Schändung Gottes, der von einer Frau geboren wurde", denn "im Schoß einer Frau haben sich Gott und die Menschheit verbunden, um sich nie mehr zu trennen", so Franziskus. "Daran, wie wir den Leib der Frau behandeln, erkennen wir den Grad unserer Menschlichkeit."

Leib von Frauen wird auf "profanen Altären" geopfert

Zu oft werde der Leib von Frauen "auf den profanen Altären der Werbung, des Gewinns und der Pornografie geopfert, ausgebeutet wie ein Nutzobjekt". Stattdessen müsse der Leib von Frauen "vom Konsumismus befreit werden, geachtet und geehrt werden". Die Mutterschaft von Frauen werde "gedemütigt, weil das einzige Wachstum, das interessiert, das Wirtschaftswachstum ist". Dabei zeige die Frau, "dass der Sinn des Lebens nicht darin besteht, immer weiter etwas zu produzieren, sondern für das, was da ist, Sorge zu tragen".

Maria, so berichte das Evangelium, habe die freudigen wie die schlimmen Ereignisse in ihrem Leben und in dem ihres Sohnes Jesus mit ihrem Herzen, mit Liebe betrachtet. Daher sollten die Gläubigen zu Beginn des neuen Jahres um die Gnade bitten, "dass wir dieses Jahr mit dem Wunsch leben, uns die anderen zu Herzen zu nehmen, uns um die anderen zu kümmern", so der Papst.

Am Silvesterabend war es zu einer kuriosen Szene auf dem Petersplatz gekommen: Beim Besuch des Papstes an der vatikanischen Krippe hatte eine Frau die rechte Hand des sich bereits abwendenden Kirchenoberhaupts ergriffen und ihn abrupt zu sich herangezogen. Darauf fuhr Franziskus die Frau an und schlug ihr mit der Linken auf die Hand, mit der sie ihn festhielt. Ein Videoausschnitt des Vorfalls wurde in sozialen Medien vielfach geteilt. Am Neujahrstag entschuldigte sich Franziskus für seine Reaktion. "Oft verlieren wir die Geduld, auch ich", sagte der Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. "Daher bitte ich um Entschuldigung für das schlechte Beispiel von gestern." (tmg/KNA)