"Mehr"-Konferenz: Kardinal Koch warnt vor Verlust des Heiligen
Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hält die Anbetung Gottes für aktuell besonders wichtig. "Zumal in der heutigen Zeit, in der das Heilige immer mehr verloren zu gehen droht, brauchen wir neue Ehrfurcht, die dem Heiligen Raum gibt, und wie sie in der Anbetung Gottes freigesetzt wird", sagte der vatikanische "Ökumene-Minister" am Montag in Augsburg beim Schlussgottesdienst der Christenkonferenz "Mehr". In der Anbetung halte der Mensch das Heilige lebendig und könne es so wieder in den Alltag bringen. Insofern führe die Anbetung "zu einer neuen Achtsamkeit dem Leben und der Schöpfung gegenüber".
"Solche Ehrfurcht einzuüben, ist die besondere Sendung der Kirche heute", ergänzte der Kardinal. Anbetung sei notwendig, lebenswichtig und der "Ernstfall des Glaubens". Es müsse daher zu denken geben, dass Anbetung inzwischen selbst in der Kirche teils zu "einem arg unmodernen Wort, wenn nicht gar zu einem Fremdwort" geworden sei. Das sei zunächst sogar verständlich. "Denn Anbetung bedeutet, dass wir Menschen in die Knie gehen." Dies empfinde der heutige Mensch weithin als Demütigung, denn er habe den aufrechten Gang gelernt. "In der Welt darf man in der Tat vor niemandem in die Knie gehen", so Koch. Vor Gott aber sehr wohl, denn ihm verdanke der Mensch den aufrechten Gang. "Die Anbetung Gottes führt den Menschen zu seiner wahren Größe."
Weiter erklärte der Kardinal: "Das entscheidende Medium der Ausstrahlung Gottes in der Welt sind wir selbst: Christen und Christinnen, die ihren Glauben glaubwürdig leben und so dem Evangelium ein persönliches Gesicht geben." Wenn der Mensch dank der Anbetung aus sich heraus die Gegenwart und Liebe Gottes nach außen strahle, ergänzte Koch zum Hochfest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar, "kann sich Epiphanie an jedem Tag im begonnen Jahr ereignen".
Neues Christenfestival angekündigt
Der Kardinal erhielt für seine Predigt in der Messehalle lauten Applaus. Sein Gottesdienst war einer der letzten Programmpunkte auf der "Mehr", die zum zwölften Mal vom Augsburger Gebetshaus unter der Leitung des katholischen Theologen Johannes Hartl veranstaltet wurde. Seit Freitag hatten die ökumenische Konferenz mit Vorträgen, Konzerten und Gebeten laut Organisatoren gut 12.000 Teilnehmer besucht - "Rekord". Die nächste "Mehr" ist für 2022 geplant.
Hartl kündigte bei der Konferenz zudem ein neues Christenfestival für Jugendliche an. Es soll Anfang August 2021 auf dem Gelände des Kaltenberger Ritterturniers im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech stattfinden. Geplant sei ein mehrtägiges Fest für rund 15.000 Teenager aus dem deutschsprachigen Raum, teilte das von Hartl geleitete Gebetshaus Augsburg am Sonntag mit. Das konfessionsübergreifende Projekt entstehe in Kooperation mit verschiedenen christlichen Jugendbewegungen. Unterstützt werde es von den katholischen Jugendbischöfen Deutschlands und Österreichs, Stefan Oster und Stephan Turnovszky.
Hartl hatte die Pläne für das Festival am Freitag zum Start der ökumenischen Glaubenskonferenz "Mehr" bekanntgemacht, ohne zunächst Details zu nennen. Das Jugendfest solle sich auch an glaubensfernere Jugendliche richten und sein "wie 'Rock im Park', aber mit Gottes Botschaft". Wie es nun weiter hieß, beteiligen sich unter anderem der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM), die katholischen Gruppen Loretto-Bewegung und Jugend 2.000, die sich überkonfessionell verstehende Freikirche International Christian Fellowship (ICF) sowie die ökumenische Missionsbewegung Campus für Christus. (tmg/KNA)