Fürst: Deutscher Reformprozess ist "einzige Chance" der Kirche
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst setzt große Hoffnungen in der "synodalen Weg". Der deutsche Reformprozess sei die "einzige Chance zur Erneuerung der Kirche", sagte Fürst beim Neujahrsempfang der Diözese. Der Bischof sprach sich zudem erneut für ein Diakonat der Frau aus. "Das ist möglich und ein Zeichen der Zeit", so Fürst. "Im kirchlichen Bereich erfordert das Thema Chancengleichheit weiterhin besondere Sorgfalt und Sensibilität."
Beim zunächst auf zwei Jahre angelegten "synodalen Weg" wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Die eigentliche inhaltliche Arbeit startet mit der ersten Synodalversammlung vom 30. Januar bis 1. Februar in Frankfurt am Main mit mehr als 200 Mitgliedern. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Zunehmende populistische Stimmung in Deutschland
Weiter brachte Fürst seine Sorge um die Demokratie in Deutschland zum Ausdruck. Vor allem die "immer lauter werdende populistische Grundstimmung" sei beunruhigend, sagte er. Fürst verwies auf Politiker und Kirchenvertreter, die wegen ihres Einsatzes für Geflüchtete Morddrohungen erhielten. Die Demokratie im Land scheine nicht so stabil wie lange Zeit selbstverständlich angenommen, so der Bischof. Am Wochenende hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, über Morddrohungen gegen seine Person im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen berichtet.
Zu viele Menschen interessierten sich nicht für Fakten, so Fürst weiter. Einige schotteten sich ab und verträten die Haltung: "Störe mich nicht mit deinen Fakten, ich habe mir meine Meinung bereits gebildet." Auch die Kirchen seien aufgefordert, sich einzubringen und Räume für Begegnung zu schaffen. Die Stärkung der Demokratie sieht Fürst demnach zusammen mit der Bewahrung der Schöpfung und der Erneuerung der Kirche als zentrale Herausforderungen der Gegenwart.
Mit Blick auf den Klimaschutz kündigte der Bischof einen neuen Generationenvertrag an. "Die Kirche muss Allianzen mit schöpfungsfreundlichen Kräften bilden", forderte er. Es gelte, mit jungen Menschen über ihre Zukunft ins Gespräch zu kommen. "Der christliche Glaube bietet hier die Grundlage, die Zukunft durch schöpfungsfreundliches Handeln so zu gestalten, dass kommende Generationen ein gutes Leben auf diesem Planeten haben", sagte Fürst. (tmg/KNA)