Bischof Jung: Bei Synodalem Weg vor allem die innere Einheit wahren
Der Würzburger Bischof Franz Jung hat bei den innerkirchlichen Reformdebatten zur Geduld gemahnt. Beim Synodalen Weg gehe es "am Ende zunächst um eine Meinungsbildung der Kirche in Deutschland", sagte Jung am Sonntag laut Redemanuskript beim Neujahrsempfang der Stadt Würzburg. "Noch ist offen, welche Entscheidungsspielräume einzelnen Ortskirchen eingeräumt werden und wie viel regionale Vielfalt die katholische Einheit verträgt und ob es verschiedene Geschwindigkeiten geben könnte auf dem Weg zu einer erneuerten Kirche." Es stelle sich zudem die Frage, inwieweit die behandelten Themenfelder nochmals einer weltkirchlichen Diskussion und Klärung bedürfen, betonte der Bischof. "Auch das wird wiederum Zeit in Anspruch nehmen." Der Synodale Weg werde sich auch darin bewähren müssen, dass unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen könnten und dürften. Wichtig sei, "dass man sich müht, die Diskussion sachlich zu führen und vor allem die innere Einheit soweit wie möglich zu wahren. Eine spannende Aufgabe".
Nach intensivem Ringen hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen verbindlichen Synodalen Weg beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Unter Mitarbeit von katholischen Laien und externen Experten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Der Missbrauchsskandal hatte die Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt, in der Rufe nach Reformen lauter wurden.
Jung: Populistische Parteien nicht einfach nur ablehnen
Weiter sagte Jung, dass in reiner Ablehnung kein probates Mittel gegen das Erstarken von Parteien wie der "Alternative für Deutschland" vorliege. Zwar müsse jeder Verrohung in Sprache und Umgangsform und jeder Fremdenfeindlichkeit und populistischen Agitation mit Entschiedenheit Einhalt geboten werden. "Aber auf Dauer wird das nicht genügen." Es gelte, die Ängste weiter Gesellschaftsschichten ernst zu nehmen, so der Bischof. Etablierte Parteien hätten auf die Anfragen "der derzeitigen Globalisierungsverlierer in einer sich zusehens fragmentierenden Mittelschicht" noch keine überzeugende Antwort gefunden, so der Bischof weiter. Er warnte vor einfachen Antworten in der Klimaschutzpolitik. Es stelle sich die Frage, ob die angezielten Veränderungen tatsächlich in kurzer Zeit und sozialverträglich erreicht werden könnten. Auch dürften die Lasten nicht wieder auf andere Länder abgewälzt werden.
Jung begrüßte es, dass Menschen sich zunehmend wieder für ihre Belange einsetzten und sich nicht mit Missständen abfänden. "Die Erfahrung, dass man mit entschiedenem Protest und dem überzeugten Einsatz für eine gute Sache etwas bewirken kann, die Erfahrung der Selbstwirksamkeit also, ist ein wichtiges Pfund in einem jeden Gemeinwesen." Man wolle Gesellschaft, Umwelt und Kirche aktiv mitgestalten. Dies gelte ausdrücklich für junge Menschen, so der Bischof. Dies geschehe aber zunehmend außerhalb des gewohnten parlamentarischen Rahmens. "Sie wollen die politischen und kirchlichen Verantwortungsträger vor sich hertreiben", erklärte Jung. Vielleicht vertraue man dem System nicht mehr. Dies sei zum einen eine Anfrage an die sich wandelnde Parteienlandschaft. Zum anderen stelle sich die Frage, ob das insgesamt eine gute Entwicklung sei, "oder ob es nicht vielmehr ein Anliegen sein müsste, die Proteste über die demokratisch legitimierten und definierten Entscheidungswege zu artikulieren und in die Gesetzgebungsverfahren einzuspielen". (tmg/KNA)