Kardinal Sarah verteidigt Zölibat erneut – gegen "Mächte des Bösen"
Kurienkardinal Robert Sarah hat erneut den Pflichtzölibat für katholische Priester verteidigt und sich dabei auf Vorgänger des amtierenden Papstes berufen. Auf Twitter zitierte er am Mittwoch Benedikt XVI. mit den Worten, ein Priester solle "Wache halten gegen die hereindrängenden Mächte des Bösen". Die Aussage stammt aus einem Beitrag für ein Buch des Kardinals, das als Affront gegen Papst Franziskus gedeutet wurde. Sarah musste nachträglich die Angabe Benedikts XVI. als Mitautor zurückziehen.
Der für seine konservativen Positionen bekannte 74-jährige Leiter der Gottesdienstkongregation twitterte weiter, zwischen Priestertum und Zölibat bestehe eine "ontologisch-sakramentale Verbindung". Jede Schwächung dieser Verbindung würde die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in Frage stellen.
"Der Priester soll ein Wachender sein"
Das von Sarah wiedergegebene Zitat aus dem Aufsatz Benedikts XVI. lautete vollständig: "Der Priester soll ein Wachender sein. Er soll Wache halten gegen die hereindrängenden Mächte des Bösen. Er soll die Welt wachhalten für Gott. Er soll ein Stehender sein: aufrecht gegenüber den Strömungen der Zeit."
Der Beitrag mit dem Titel "Das katholische Priestertum", der am Mittwoch vorab von der Zeitung "Die Tagespost" veröffentlicht worden war, ist Teil des Buchs "Aus der Tiefe des Herzens", das in mehreren Ländern erscheint; die deutsche Fassung soll im Februar durch den Fe-Medienverlag auf den Markt kommen.
Der Buchbeitrag Benedikts sorgte für kontroverse Diskussionen. Er selbst distanzierte von einer "Co-Autorenschaft" bei dem Sarah-Buch. Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI., sagte, er habe auf Bitten des emeritierten Papstes Sarah angerufen, dieser möge beim Verlag die Entfernung von Namen und Bild Benedikts XVI. vom Bucheinband veranlassen. Auch solle die Unterschrift Benedikts unter Einführung und Schlussfolgerungen in dem Buch gestrichen werden, weil er diese nicht mitverfasst habe. Der Beitrag mit dem Namen des Emeritus im Hauptteil sei allerdings "100 Prozent Benedikt", so Gänswein. Die Verlage in verschiedenen Ländern reagierten unterschiedlich auf die Gänswein-Intervention. (tmg/KNA)