Thomas Ruster fordert radikale Reform des priesterlichen Amtsverständnisses

Theologieprofessor: Priesteramt sollte in drei Ämter aufgeteilt werden

Veröffentlicht am 17.01.2020 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 

Oberursel ‐ Bei der Taufe empfängt jeder Christ das allgemeine Priestertum als "Prophet, König und Priester": Der Dortmunder Theologe Thomas Ruster hat nun dazu aufgerufen, das Priesteramt in diese drei Kategorien zu gliedern – die auch Frauen offenstünden.

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Der Dortmunder Theologe Thomas Ruster hat zu einer radikalen Reform des priesterlichen Amtsverständnisses in der Kirche aufgerufen. Es könnte zukünftig drei Arten von Priestern geben, die von der Gemeinde nach ihren Charismen ausgewählt und anschließend vom Bischof geweiht werden, schrieb Ruster am Freitag in einem Beitrag für die Zeitschrift Publik-Forum. Die drei Ämter könnten Männern und Frauen offenstehen, auf Zeit ausgeübt werden und sich "am dreifachen Amt Jesu Christi" als "Prophet, König und Priester" orientieren.

Das prophetische Amt "deutet die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums; das königliche klärt Konflikte, sorgt sich um die Partizipation aller, vertritt die Gemeinde in der Öffentlichkeit; das priesterliche versieht den Dienst der Heiligung durch die Sakramente, durch Trost und Segen", so Ruster weiter. Die heutige Amtstheologie beruhe auf einer "mittelalterlichen Konstruktion", die mit der Rolle des Priesters bei der Eucharistiefeier begründet werde. Diese Theologie habe sich über Jahrhunderte erhalten, könne jedoch verändert werden.

Thomas Ruster ist Professor für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Technischen Universität Dortmund.
Bild: ©privat

Thomas Ruster ist Professor für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Technischen Universität Dortmund.

Der weltweite Priestermangel sei von Gott geschickt worden, um "das Priestertum neu zu denken", ist Ruster überzeugt. Schon im Alten Testament habe es innerhalb des Priestertums das Prinzip der Gewaltenteilung gegeben. "Prophet, König und Priester begrenzen und bereichern sich gegenseitig, stehen oft konflikthaft zueinander, kommen an Klärungsprozessen nicht vorbei." Diese Lehre habe sich durch die Geschichte gezogen und schließlich ihren Weg ins Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) gefunden. Das stellte fest, dass alle Getauften "Anteil am dreifachen Amt Jesu Christi" haben.

Danach sei dieser Weg allerdings gestoppt worden, durch den "mysteriösen Hinweis", dass die Priesterweihe nicht nur einen "graduellen", sondern einen "wesenhaften" Unterschied zwischen dem Amtspriestertum und dem allgemeinen Priestertum bewirke. Deshalb sei "das Konzil in der Amtsfrage wirkungslos geblieben". In seinem Beitrag angesichts des bevorstehenden Beginns des Synodalen Wegs plädiert Ruster dafür, an die biblischen Traditionen anzuknüpfen. Jeder Bischof müsse entscheiden, "ob er seinen Gemeinden die Priester vorenthält oder ob er sie mit den drei Ämtern ausrüstet". Mit einer Aufteilung des Priesteramtes würde zudem die "Unterscheidung zwischen Laien und Klerikern" wegfallen, da alle Christen durch die Taufe Anteil an den drei Ämtern hätten. (rom)