Sieben Fragen und Antworten

Das sind die wichtigsten Fakten zum Synodalen Weg

Veröffentlicht am 26.01.2020 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wenn am kommenden Wochenende die Beratungen des Synodalen Wegs beginnen, dann geht es um nicht weniger als die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Wer mitdiskutiert, welche Themen angepackt werden und wo Chancen, aber auch Konfliktlinien liegen, haben wir in sieben Fragen und Antworten zusammengestellt.

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Am kommenden Wochenende ist es soweit: Erstmals tritt im Rahmen des Synodalen Wegs die Synodalversammlung zusammen. Wir haben die wichtigsten Fakten rund um das Treffen zusammengetragen. 

Wie kam es zum Synodalen Weg?

Der Synodale Weg wurde auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März 2019 in Lingen in letzter Minute beschlossen. Zuvor hatten die Bischöfe lange untereinander gerungen, wie sie auf den Missbrauchsskandal reagieren sollten. Dass eine sichtbare Antwort kommen musste, war klar: Rund ein halbes Jahr zuvor, im September 2018, war unter großem öffentlichen Interesse die sogenannte MHG-Studie veröffentlicht worden. Deren Ergebnisse lösten in der katholischen Kirche ein Beben aus: Demnach sind rund 4,4 Prozent aller Kleriker Missbrauchstäter. Untersucht wurden von den Forschern um den Psychiater Harald Dreßing Akten aus der Zeit zwischen 1946 und 2004. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es in der katholischen Kirche strukturelle Ursachen gibt, die Missbrauch begünstigen. Dazu gehören Klerikalismus, der Zölibat und die Sexualmoral, die oft als sehr streng empfunden wird. Alles zusammen könne zu einem unreifen Umgang von Geistlichen mit Sexualität führen wie etwa einer Unterdrückung homosexueller Neigungen führen, so die Forscher. Lange habe die Kirche aus Rücksicht auf ihre Priester den sexuellen Missbrauch eher vertuscht als aufgeklärt.

Bild: ©KNA/Dieter Mayr

Zum offiziellen Beginn des Synodalen Wegs am 1. Dezember 2019 wurde symbolisch eine Kerze angezündet.

Wer sind die wichtigsten Protagonisten beim Synodalen Weg?

Von Anfang an haben die deutschen Bischöfe die Laien mit ins Boot geholt. Sie richten den Synodalen Weg nun gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aus. An den einzelnen Diskussionsrunden, den sogenannten "Synodalversammlungen", nehmen jeweils 230 Delegierte teil: die 69 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe, genauso viele Mitglieder des ZdK und weitere Kirchenvertreter. Zu den Mitgliedern außerhalb des Episkopats gehören katholische Einzelpersönlichkeiten genauso wie Priester, Ordensleute, Mitglieder aus Diözesanräten, Verbands-Vertreter etwa aus SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) und BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) oder Mitarbeiter der Caritas. Wer in welchem der unterschiedlichen thematischen Synodalforen mitdiskutiert, wird durch eine Wahl auf ersten Synodalversammlung Ende Januar bestimmt. Die Synodalforen leiten jeweils ein Bischof und ein Laie gemeinsam.

Was sind die zentralen Themen bei Synodalen Weg?

Die zentralen Reform-Baustellen der katholischen Kirche spiegeln sich in vier Foren wider. Es geht um Macht, Sexualmoral, Zölibat und die Rolle der Frau in der Kirche. So soll diskutiert werden, wie Frauen stärker an Diensten und Ämtern in der Kirche teilhaben können. Während viele Frauen sich ein eigenes Weiheamt erhoffen, gibt es von theologischer Seite noch Bedenken. Gegenstand der Diskussionen ist außerdem, wie heute gelebte Liebe und Partnerschaft mit der katholischen Sexualmoral in Einklang gebracht werden können. Auch der Umgang der Kirche mit Homosexualität gehört in diesen Themenbereich. Wie Priester heute den Zölibat leben wird genauso angesprochen wie die Frage, wie die Kirche zu einer besseren Gewaltenteilung kommen kann, sodass die moralische und unmittelbare Macht nicht allein in den Händen geweihter Männer ruht. Die Synodalen fangen allerdings nicht bei Null an: Schon im Vorfeld gab es eine viermonatige Vorbereitungsphase, in der für die vier Gruppen konkrete Vorlagen erarbeitet wurden.  

Gibt es auch Kritik am Synodalen Weg?

Wie schon die Vielfalt der Delegierten zeigt, steht der Synodale Weg auf breiten Füßen. Kritik gibt es trotzdem — von unterschiedlichen Seiten. Die einen fürchten, dass beim Synodalen Weg nur geredet wird, ohne dass tatsächliche Reformen beschlossen werden. Anderen geht der Synodale Weg in die falsche Richtung: Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki haben sogar schon einen alternativen Vorschlag gemacht, der von ihren Mitbrüdern allerdings abgelehnt wurde. Sie fürchten, dass die Reformen, die der Synodale Weg anstrebt, die Lehre der katholischen Kirche verwässern könnten. Außerdem weisen sie auf die Universalität der katholischen Kirche hin: Eine Nationalkirche könne allein keine Reformen beschließen, sondern nur in Abstimmung mit Vatikan und Weltkirche. Woelki und Voderholzer hatten zudem angeregt, dass sich auch mit dem Thema Neuevangelisierung beschäftigt werden sollte, wie wieder mehr Menschen für den Glauben begeistert werden können.   

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Video: © katholisch.de

Der Startschuss zum "synodalen Weg" ist gefallen: Kardinal Reinhard Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg laden die Gläubigen in einer Videobotschaft ein, sich daran zu beteiligen - besonders in den sozialen Netzwerken.

Was sagen der Vatikan und die Weltkirche zum Synodalen Weg?

Der Vatikan hat sich bereits mehrfach zum Synodalen Weg geäußert. So hat Papst Franziskus im Juni vergangenen Jahres einen Brief an die Katholiken in Deutschland geschrieben — ein Vorgang, der in der Geschichte der katholischen Kirche bisher einmalig ist. Was der Papst mit seinem Brief sagen wollte, das wird jedoch höchst unterschiedlich interpretiert. Die einen meinen, dass Franziskus wie auch die Bischöfe Woelki und Voderholzer mögliche deutsche Alleingänge ausschließen will, andere sehen den Synodalen Weg durch das Schreiben gestärkt. Franziskus betont in dem Brief den hohen Stellenwert der Evangelisierung.  

Wie verläuft der Synodale Weg?

Der Synodale Weg wurde symbolisch am 1. Dezember 2019 mit Gottesdiensten in vielen großen deutschen Bischofskirchen eröffnet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx und Karin Kortmann, die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), zündeten im Münchener Mariendom gemeinsam eine Synodalkerze an. Insgesamt ist das Format auf zwei Jahren angelegt. Vom 30. Januar bis zum 1. Februar findet die erste Synodalversammlung in Frankfurt statt, auf der es erste Orientierungsdebatten zu den vier Oberthemen Macht, Sexualität, Priesterbild und Frauen geben soll. Die zweite Versammlung steht vom 3. bis zum 5. September wieder in Frankfurt an.

Was sind die Chancen und Risiken des synodalen Wegs?

Ein Gesprächsforum wie den Synodalen Weg hat es in dieser Form in der katholischen Kirche in Deutschland bisher noch nicht gegeben. Deswegen gibt es auch keine erprobten Abläufe, an denen sich die Teilnehmer orientieren könnten. Auch nach dem Brief des Papstes ist noch nicht klar, wie weit die Entscheidungsbefugnis dieses nationalen Forums inhaltlich geht und wo weltkirchliche Belange berührt sind. Auch, wie verbindlich die Beschlüsse sind, muss sich erst zeigen. Die beiden Kritiker Voderholzer und Woelki haben schon angekündigt, Ergebnisse, mit denen sie aus theologischen Gründen nicht zufrieden sind, für ihre Bistümer nicht zu übernehmen. So könnte die Hauptschwierigkeit des Synodalen Weg auch gleichzeitig seine große Chance sein: Nicht zwischen im Spannungsfeld zwischen Konservativen und Liberalen zerrieben zu werden — sondern im Gegenteil etwas zu ihrer Versöhnung beizutragen.

Linktipp: Die Synodalversammlung: Ein Blick auf die Mitglieder

Ende vergangener Woche wurden die Mitglieder der Versammlungen des "synodalen Wegs" bekannt gegeben. Die angestrebte "geschlechtergerechte Besetzung" ist jedoch nicht gelungen: Unter den Mitgliedern gibt es doppelt so viele Männer wie Frauen. Katholisch.de hat die Teilnehmerliste analysiert.
Von Gabriele Höfling