Missbrauch: Katsch beklagt fehlende Unterstützung durch das ZdK
Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, hat mit Blick auf die Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals eine mangelhafte Unterstützung durch katholische Laien und deren wichtigste Vertretung, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), beklagt. "Wir haben jahrelang darum gekämpft, dass die Bischöfe uns wahrnehmen und einladen, aber die Laienvertreter haben es auch nie für nötig befunden, sich mit uns zu unterhalten", sagte Katsch am Donnerstagabend in Berlin. Demonstrationen oder andere Zeichen der Unterstützung durch Laien habe es nicht gegeben.
Katsch äußerte sich zum zehnten Jahrestag des Bekanntwerdens des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche bei einer Lesung aus seinem neuen Buch "Damit es aufhört. Vom befreienden Kampf der Opfer sexueller Gewalt in der Kirche". Der 57-Jährige, der 2010 gemeinsam mit anderen Schülern den Missbrauch am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich gemacht hatte, äußerte die Vermutung, dass die Laien das Gefühl gehabt hätten, dass der Missbrauch in der Kirche sie nichts angehe, sondern in die Verantwortung der Bischöfe falle. Er habe allerdings das Gefühl, dass sich diese Sichtweise gerade ändere.
"Missbrauchsaufarbeitung in Deutschland hat globale Bedeutung"
Katsch betonte zudem, dass die fehlende Solidarität mit den Opfern sexuellen Missbrauchs ein gesamtgesellschaftliches Problem sei. Das "empörende Verhalten" der Institution Kirche, die selber entscheide, wie mit Missbrauchsfällen in ihren Reihen umgegangen werde und wie weit sie den Opfern entgegenkommen wolle, werde von der Gesellschaft geduldet. Dies gelte auch für die Politik, die sich bis heute scheue, sich mit der Kirche anzulegen. "Ich kenne keine Intervention eines Politikers aus den letzten zehn Jahren, die sich eindeutig auf die Seite der Betroffenen gestellt hat", so Katsch.
Der Sprecher des "Eckigen Tischs" betonte darüber hinaus die globale Bedeutung der Missbrauchsaufarbeitung in Deutschland: "Was wir hier in Deutschland machen, wird von vielen Betroffenen in anderen Ländern gesehen." Dies gelte vor allem für Länder, in denen die Öffentlichkeit noch weniger bereit sei, sich mit dem Thema Missbrauch auseinanderzusetzen oder in denen die Kirche so übermächtig sei, dass sie die Aufdeckung von Missbrauchsfällen behindern könne. "Für Betroffene aus diesen Ländern ist es wahnsinnig wichtig zu sehen, was wir in Sachen Aufarbeitung hier in Deutschland leisten", sagte Katsch. Gerade deshalb sei die internationale Vernetzung von Missbrauchsopfern von großer Bedeutung. (stz)