Kirchenrechtler betont Rolle von Franziskus für deutschen Reformdialog

Schüller: So wichtig ist der Papst für den Synodalen Weg

Veröffentlicht am 28.01.2020 um 14:08 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Wenn der Papst keine Ausnahmen zum Zölibat zulassen würde, stünde der Reformdialog hierzulande "schon zu Beginn vor seinem Aus": Kirchenrechtler Thomas Schüller erläutert, welche Bedeutung Franziskus für den Synodalen Weg tatsächlich hat.

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Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat die Bedeutung von Papst Franziskus für Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland hervorgehoben. Wenn der Papst keine Ausnahmen zum Zölibat zulassen würde, stünde der Reformdialog hierzulande "schon zu Beginn vor seinem Aus", sagte der Direktor des Instituts für Kanonisches Recht an der Universität Münster der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Denn dann weiß jeder, dass mit diesem Papst keine Reformen zu erwarten sind."

Schüller äußerte kurz vor dem Start der sogenannten Synodalversammlung in Frankfurt/Main. Von Donnerstag bis Samstag beraten Kleriker und Laien aus Deutschland über Reformen in der katholischen Kirche. Dieser Dialog - auch Synodaler Weg genannt - wurde nach dem Missbrauchsskandal ins Leben gerufen. Die Versammlung behandelt die Schwerpunktthemen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Die letzte Generation von Frauen, die sich in der Kirche engagiere...

Gleichzeitig erwartet die katholische Kirche weltweit ein Schreiben des Papstes, in dem Franziskus Stellung zu den Empfehlungen der sogenannten Amazonas-Synode nimmt. Sie hatte vergangenen Oktober im Vatikan stattgefunden. In ihrem Abschlussbericht empfehlen die Synodenväter unter anderem, den Pflichtzölibat in Ausnahmefällen aufzuheben - etwa für entlegene Gemeinden im Amazonasgebiet, die die Kirche kaum mit Priestern versorgen kann.

Die Themen Zölibat sowie Weihe für Frauen und Sexualmoral würden am Ende im Vatikan entschieden, sagte Schüller. "Darum gilt es, vernünftig Argumente zu sammeln, die dann als Votum nach Rom geschickt und möglicherweise in der Weltkirche wahrgenommen werden können."

Der Kirchenrechtler warnte davor, während der Frankfurter Synodalversammlung keine Fortschritte in der Frauenfrage zu machen. "Der Synodale Weg ist wirklich die letzte Chance in Deutschland, über die Stärkung der Rechte der Frau nachzudenken, und dazu gehört die Weihefrage", sagte Schüller. Sonst werde die letzte Generation von Frauen, die sich in der Kirche engagiere, weitgehend aus dem öffentlichen Bild der Kirche verschwinden. (KNA)