Bistum kündigt Maßnahmen an

Vertuschungsvorwürfe gegen früheren Bischof von Trier

Veröffentlicht am 05.02.2020 um 13:55 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Anstatt Strafverfahren einzuleiten, habe der Bischof die Beschuldigten gedeckt, Priester systematisch versetzt und teilweise befördert: Die Vorwürfe der Missbrauchsvertuschung gegen den ehemaligen Trierer Oberhirten wiegen schwer.

  • Teilen:

Missbrauchsopfer im Bistum Trier werfen dem früheren Trierer Bischof Bernhard Stein Vertuschung von Missbrauch vor. Der Historiker und Vorsitzende der Betroffenen-Initiative Missbit, Thomas Schnitzler, stellte am Dienstagabend in Trier Ergebnisse seiner Recherchen zur Rolle von Bischof Stein vor. Stein (1904-1993) war von 1967 bis 1980 Bischof in Trier. Schnitzler sagte, Stein habe in der Zeit von verschiedenen Personen Informationen zu Missbrauch durch Priester im Bistum erhalten. Anstatt Strafverfahren einzuleiten, habe der Bischof die Beschuldigten gedeckt, Priester systematisch versetzt und teilweise befördert.

Konkret fordert die Initiative einen symbolischen Akt öffentlicher Verantwortungsübernahme. Der zentral in der Trierer Altstadt zwischen Dom und Diözesanmuseum gelegene Bischof-Stein-Platz solle umbenannt werden. Für eine Umbenennung schlug Schnitzler "Platz der Menschenwürde" vor.

Bistum will Rolle Steins näher beleuchten

Das Bistum Trier kündigte an, die Rolle Bischof Steins und dessen Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Zuge der bistumsweiten Aufarbeitung beleuchten zu wollen. Die Aufarbeitung werde nach den Kriterien durchgeführt, die mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung vereinbarten wurden. "Vor dem Ergebnis einer solchen Aufarbeitung, für die es eine unabhängige Kommission geben wird, ist die Frage nach einer Umbenennung des Platzes verfrüht", so das Bistum.

Schnitzlers Recherchen basieren den Angaben zufolge auf Personalakten von beschuldigten Priestern sowie Aussagen von Betroffenen und deren Umfeld. Der Historiker bezieht sich unter anderem auf einen Brief des damaligen Offizials an Bischof Stein, datiert vom 23. März 1968, der am Dienstagabend gezeigt wurde. Darin mahnt der Leiter des kirchlichen Gerichts den Bischof, ein Verfahren gegen einen mehrfach des Missbrauchs beschuldigten Kaplan im Bistum einzuleiten. Der Offizial empfahl demnach, den Kaplan zu suspendieren. In dem Schreiben heißt es: "Es erscheint mir untragbar, dass die genannten Verfehlungen ungesühnt bleiben."

Wie und ob Bischof Stein dem Offizial antwortete, ist nicht bekannt. In einem anderen Brief vom 1. Juli 1968 teilt der Bischof dem Kaplan jedoch mit, dass er ihn von Trier-Kürenz nach Bettingen in die Eifel versetze. Die beiden Briefe sind laut Schnitzler Teil der Personalakte des Kaplans, die Schnitzler als selbst Betroffener einsehen konnte.

Zuletzt hatte der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn drei ehemalige deutsche Bischöfe belastet. Der früheren Bistumsleitung von Münster warf er im November Vertuschung im Falle eines wegen Missbrauchs verurteilten Priesters vor. Es sei kein Geheimnis, wer in der besagten Zeit Verantwortung im Bistum Münster trug: "Das waren die Bischöfe Heinrich Tenhumberg und Reinhard Lettmann sowie Prälat Wilhelm Stammkötter als Personalreferent und Werner Thissen", so Zekorn damals. Dem früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) wird vorgeworfen, selbst sexualisierte Übergiffe begangen zu haben. (tmg/KNA)