Franziskus verrät Details über seine Wahl zum Pontifex
Papst Franziskus hat Details zum Konklave des Jahres 2013 verraten, in dem er zum Papst gewählt wurde. Damals habe er sich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bereits als "Bischof im Ruhestand" gesehen, der "kein Risiko" getragen habe, zum Papst gewählt zu werden, so Franziskus in seinem neuen Interview-Buch "Heiliger Johannes Paul der Große", das demnächst erscheint. Am Dienstag hatte die italienische Wochenzeitschrift "Famiglia Cristiana" das erste Kapitel des im Gespräch mit dem Priester und Schriftsteller Luigi Maria Epicoco entstandenen Buches vorab veröffentlicht.
Während des Konklaves hätte eine Gruppe von lateinamerikanischen Kardinälen großen Anteil daran gehabt, dass er zum Papst gewählt worden sei, berichtete Franziskus. Kardinal Jaime Ortega, der bis 2016 Erzbischof von Kuba war, hatte ihn demnach um eine Abschrift seiner Rede im Vor-Konklave gebeten, die viele Kardinäle beeindruckt hatte. Als Franziskus ihm den Inhalt seiner frei gehaltenen Rede handschriftlich zusammengefasst hatte, dankte ihm Ortega mit den Worten: "Oh, wie schön, so habe ich eine Erinnerung an den Papst." Franziskus antwortete darauf nach eigenen Angaben: "Mach keine Witze."
Daraufhin sei Franziskus, damals noch Erzbischof von Buenos Aires, im Aufzug vom chilenischen Kardinal Francisco Javier Errázuriz scherzhaft gefragt worden, ob er schon die Rede für seine Präsentation auf der Benediktionsloggia des Petersdoms nach seiner Wahl zum Papst geschrieben habe. Beim Mittagessen rief ihn eine Gruppe europäischer Kardinäle, die Franziskus nicht kannte, zu sich an den Tisch, heißt es in dem Buch. "Sie stellten mir viele Fragen über Lateinamerika und die Kirche", so Franziskus. "Dass die Gefahr tatsächlich groß war", Papst zu werden, habe er bei der ersten Abstimmung im anschließenden Wahlgang gemerkt. Beim zweiten Urnengang sei er schließlich gewählt worden. "Ich erinnere mich, wie ich den Rosenkranz gebetet und großen Frieden gefühlt habe", als das Ergebnis verkündet wurde. Dieser innere Friede begleite ihn bis heute.
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Nach seiner Wahl zum Papst habe er sich zum Gebet in die Paulinische Kapelle des Vatikan zurückgezogen, auf eigenen Wunsch begleitet von Kardinal Agostino Vallini, damals Kardinalvikar der Diözese Rom, und dem brasilianischen Kardinal Claudio Hummes, den er ausdrücklich als "Freund" bezeichnet. Das sei "gegen das Protokoll" nach einer Papstwahl gewesen, so der heutige Pontifex. Weiter sagte Franziskus, dass Benedikt XVI. bei seiner Wahl 2005 der "richtige Papst in jenem Moment" gewesen sei. Franziskus habe den Ratzinger-Papst stets unterstützt.
Von Johannes Paul II., dessen Erinnerung das Interview-Buch von Franziskus hauptsächlich gewidmet ist, habe er bereits bei dessen ersten Worten "einen sehr guten Eindruck" gehabt. Dieses Gefühl habe sich verstärkt, als Franziskus erfuhr, dass der polnische Papst "Universitätsseelsorger, Philosophie-Professor, Skifahrer, Sportler, ein Mann, der viel betet" gewesen sei. "Ich fühlte sofort eine große Sympathie für ihn." Zum ersten Mal habe er Johannes Paul II. 1987 "in einem dunklen Moment" seines Lebens getroffen, so Franziskus. Er sei zuvor aus Deutschland, wo er einige Zeit an einer Dissertation über den Theologen Romano Guardini gearbeitet hatte, nach Argentinien zurückgekehrt. Die Doktorarbeit hatte er abgebrochen. Das Treffen mit Johannes Paul II. habe ihn sehr berührt und ihm Trost gespendet.
Außerdem berichtete Franziskus, wie er davon erfuhr, dass er zum Weihbischof des Erzbistums Buenos Aires ernannt worden war. 1992 hatte er sich mit dem Apostolischen Nuntius in Argentinien in der Stadt Cordoba getroffen. Nach einigen allgemeinen Beratungen und Absprachen wollte sich der Nuntius verabschieden und sagte beim Gehen zu Franziskus: "Ah, eine andere Sache: Sie sind zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt worden. Der Pater General hat schon zugestimmt." Gemeint war der Generalobere des Jesuitenordens, dem Franziskus angehört. Franziskus habe lediglich geantwortet: "Gut. Wann wird es offiziell?" Auch in diesem Moment habe er einen tiefen Frieden gefühlt. (rom)