Pfarrei sagt Veranstaltung mit "Pachamama"-Aktivist Tschugguel ab
Nach deutlicher Kritik hat die Pfarrei St. Gertrud Herzogenrath im Bistum Aachen eine Veranstaltung mit dem "Pachamama"-Aktivisten Alexander Tschugguel abgesagt. Die Bistumsleitung befürchte, dass "die geplante Diskussion Gläubige verunsichern, den Papst diffamieren und zur Spaltung der Kirche beitragen könnte", wie Pfarrer Guido Rodheudt in einer Erklärung vom Wochenende erläuterte. Im Rahmen der örtlichen "Herzogenrather Montagsgespräche" sollte sich Tschugguel am Montag "kritischen Rückfragen" stellen.
Der Österreicher Alexander Tschugguel hatte während der Amazonas-Synode im Oktober für Aufsehen gesorgt, nachdem er die sogenannten "Pachamama"-Statuen in den Tiber warf und sich wenig später in einem Video dazu bekannte. Die Figuren, die eine schwangere nackte Frau darstellen, waren zum Auftakt der Synode zu Veranstaltungen – auch im Beisein von Papst Franziskus – zu sehen. Sie entstammen der indigenen Tradition und sollen die Fruchtbarkeit sowie Mutter Erde symbolisieren. Unter ultra-konservativen Katholiken sorgten sie wegen angeblicher Götzenanbetung für Kritik.
Mehrfach sei in der Herzogenrather Pfarrei im Vorfeld betont worden, "dass mit der Einladung an Herrn Tschugguel keinerlei Bewertung der Aktion vorgenommen, sondern die Gelegenheit zum offenen Diskurs eingeräumt werden sollte". Nachdem Tschugguel ein "weltweites Medienecho" erzeugte, sollte es auf dem Podium darum gehen, "die Frage der Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Adaption nichtchristlicher Kulthandlungen zu diskutieren und dabei die erhöhte Aufmerksamkeit für den Diskurs zu nutzen", so Rodheudt.
Misereor: "Ausdruck von Hass"
Das katholische Hilfswerk Misereor verurteilte die Aktion im Hinblick auf die Veranstaltung als "Ausdruck der kulturellen und religiösen Intoleranz und Gottvergessenheit unter dem Vorwand, im Namen Gottes und der katholischen Kirche zu handeln". Mitarbeitende des Hilfswerks seien bei der Amazonas-Synode vor Ort gewesen und hätten mitbekommen, dass "nur eine kleine, wenn auch laute Minderheit" die Aktion guthieß, heißt es in einer umfassenden Erklärung. Zwar sei es Recht, eine der Synode abweichende Meinung zu haben, doch "der Versuch, bedeutsame Symbole Anderer mutwillig zu zerstören, ist ein Ausdruck von Hass und Feindseligkeit gegenüber Anderen, den wir aus unserem Verständnis des Evangeliums heraus nicht akzeptieren".
Das Mentorat für Lehramtstheologen der RWTH Aachen verwies auf seiner Internetseite auf die Erklärung Misereors mit einem Bezug auf das 75-jährige Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar: "Wer religiöse Symbole versenkt, ist bald eventuell auch gewillt Menschen zu versenken." (mpl)