Die Kirchen können sich keine teuren Parallelstrukturen mehr leisten
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Bei vielen Zukunftsprozessen der Bistümer in Deutschland gibt es eine überraschende Leerstelle: die Frage, wie zeitgemäß die organisatorische konfessionelle Trennung ist. Im Alltag wird schon viel gemeinsam getan, institutionell ist die konfessionelle Welt aber noch klar getrennt.
Vor Ort helfen Caritas oder Diakonie, weltweit Misereor oder Brot für die Welt, das Bibelwerk ist katholisch, die Bibelgesellschaft evangelisch, Nachrichten kommen von der Katholischen Nachrichtenagentur oder dem Evangelischen Pressedienst. Warum eigentlich? Oft wird die Antwort lauten: Weil es schon immer so war, und weil wir es uns leisten können.
Doch das Leistenkönnen wird schwieriger werden. Die Zukunftsprozesse der Bistümer reden viel von Mangel an Glauben und Gläubigen – zur nüchternen Wahrheit gehört aber auch: zum geistlichen Druck kommt der finanzielle. Noch zahlen die geburtenstarken Jahrgänge viel Kirchensteuer, um 2030 wird durch ihren Ruhestand dieser Strom langsam versiegen.
Erste Vorboten zeigen sich: Vorausschauend planende Geldgeber fangen mit dem Sparen schon an. Gerade bangt die Evangelische Journalistenschule um ihre Zukunft. Der Vorstoß der Gesellschaft katholischer Publizisten, mit dem katholischen Pendant mehr zusammenzuarbeiten, hat offene Türen eingerannt – doch anscheinend erst die Existenzangst hat zu konkreten ökumenischen Kooperationsüberlegungen geführt.
Durch eine gute finanzielle Ausstattung war es den beiden großen Kirchen in Deutschland im 20. Jahrhundert möglich, viele Institutionen zu gründen, die auch heute noch die Gesellschaft prägen und Gemeinwohl stiften; wertbasierte Journalistenausbildung ist nur eine davon. Um dem Christentum die gesellschaftliche Prägekraft zu erhalten, wird konkret und systematisch über Kooperationen auf vielen Feldern nachzudenken sein.
Katholiken und Protestanten vereint viel mehr als sie trennt: Dieses Motto der ökumenischen Bewegung gilt es, für die eigenen Strukturen fruchtbar zu machen. Denn erst recht trifft es auf das gesellschaftliches Wirken der Kirchen zu: Das ist meist einfach verbindend-christlich statt konfessionell katholisch oder evangelisch. Kirchenentwicklung geht am besten ökumenisch – und ökumenische Kirchenentwicklung eröffnet den Horizont und die Ressourcen, gemeinsam Gesellschaft zu gestalten statt je allein Parallelstrukturen zu erhalten.