Der Dienstleistungsgedanke ist die Zukunft der Kirche
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Was das Erzbistum Freiburg recht zurückhaltend als "Projekt in einer Erprobungsphase" ankündigt, ist eine kleine Sensation. Im Dienstleistungsgedanken, der hinter Einfach-kirchlich-heiraten.de steht, zeigt sich ein Paradigmenwechsel, ein ganz neues Verständnis von Kirche: Sie begibt sich explizit mit anderen, weltlichen Anbietern in einen Wettbewerb um das Interesse der Menschen.
Dieser Grundgedanke der Kirche als einer Art "Service-Agentur" ist neu und ungewohnt. Wie auch die Initiatoren vermuten, wird er wohl nicht jedem gefallen. Schließlich ist die katholische Kirche eine heilige Institution, die sich auf Gott gründet und kein x-beliebiges Unternehmen.
Das Projekt des Erzbistums Freiburg steigt jetzt von diesem hohen Ross herunter: Es fragt bescheiden und selbstkritisch, wo die Kirche den Gläubigen wirklich etwas NÜTZEN kann. Das finde ich ein starkes Signal, das Vertrauen und Sympathien schafft: Kirche bemüht sich um die Menschen, nicht andersherum. Und auch die Verpackung stimmt: Das Portal kommt in einem modernen und ansprechenden Design daher.
Auf praktischer Ebene mögen sich zwar manche Paare davon abgeschreckt fühlen, dass sie erst ihre Daten preisgeben müssen, bevor sie Priester und Kirchen sehen. Aber da das Projekt noch in der Testphase ist, könnte diese Reihenfolge nach dem angekündigten Zwischenfazit sicher noch verändert werden.
Aus meiner Sicht sollte das Projekt (gegebenenfalls leicht modifiziert) auf jeden Fall ausgeweitet werden. Einfach-kirchlich-heiraten.de als eine Datenbank, mit der Paare überall in Deutschland ihre Hochzeit organisieren können, könnte zum "Verkaufsschlager" des Dienstleisters Kirche werden. Und es gibt noch mehr Lebenswendepunkte, bei denen die Kirche sich so profilieren kann: Sie könnte sie ein ähnliches Angebot für Taufen oder das Thema Beerdigung und Trauerbewältigung schaffen.