Das Aschenkreuz "to go": Ein guter Start in die Fastenzeit
"Ashes to go" oder "Aschenkreuz zum Mitnehmen" – In mehreren Großstädten gibt es kirchliche Angebote mit diesen oder ähnlichen Namen, die den Gläubigen zu Beginn der Fastenzeit den unkomplizierten Empfang des Aschenkreuzes ermöglichen sollen. So auch in der Essener Innenstadt: "Viele Menschen kommen in ihrer Mittagspause, um sich das Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen", sagt Bernd Wolharn. "Aber es nehmen auch Senioren teil, denen die regulären Gottesdienste mit der Spendung des Aschenkreuzes entweder zu früh oder zu spät sind", weiß der Cityseelsorger am Dom zu Essen. Der Priester bietet die Aktion "Ashes to go" in diesem Jahr bereits zum dritten Mal an. Nach einem Mittagsimpuls um 12 Uhr im Dom bleiben Wolharn zwei Stunden, um interessierten Menschen auf der Kettwiger Straße, einer belebten Fußgängerzone und Einkaufsstraße, das Aschenkreuz zu spenden. "Damit komme ich in der Regel aber nicht hin", berichtet er aus den Vorjahren. Denn es würden zwischen 200 und 300 Menschen kommen, mit denen sich im Anschluss oft auch ein Gespräch ergibt.
Für Wolharn steht das Aschenkreuz "to go" exemplarisch für die vielen Möglichkeiten, die sich in der Citypastoral bieten: "Auf diese Weise ist die Kirche viel präsenter in der Stadt und die Stadt auch in der Kirche." Wenn eine große Zahl von Menschen nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst besucht, müssen die kirchlichen Rituale eben zu ihnen auf die Straße gebracht werden, findet der Seelsorger. Dabei möchte er jedoch nicht missionieren oder die Menschen zum Empfang des Aschenkreuzes überreden. "Sie müssen schon selbst zu mir kommen", so Wolharn. Die Menschen, die sich das Aschenkreuz bei "Ashes to go" abholen, würden das Zeichen in der Regel kennen und es verstehen. Dennoch stehen neben Wolharn ein brennendes Feuer und Palmzweige liegen auf der Straße, um das Ritual zu erklären. Ein spiritueller Impuls auf einem kleinen Zettel zum Mitnehmen, soll die Gläubigen durch die Fastenzeit begleiten.
Zu der Aktion gab es hauptsächlich positive Rückmeldungen: Die zeitgemäße Ansprache der Menschen und der Servicecharakter dieses kirchlichen Angebots wurde gelobt. Aber auch ein paar kritische Stimmen wurden laut: Einige Gläubige bemängelten etwa, dass das Aschenkreuz nicht in einem Gotteshaus gespendet werde. Sie wünschten sich einen in ihren Augen würdigeren Rahmen. Doch für Wolharn ist diese Denkweise eine Engführung des Glaubens. "Außerdem würden dann viele positive Begegnungen der Kirche mit Menschen fehlen, die oft ganz zufällig durch das Angebot am Aschermittwoch entstanden sind."
Gibt es das Aschenkreuz "to go" in Essen bereits seit 2018, feiert es in diesem Jahr in Paderborn Premiere. "Wir wollen bei den Menschen draußen auf der Straße sein", sagt Alexandra Boxberger. Die Gemeindereferentin der Citypastoral Paderborn möchte mit dem Aschenkreuz zur Mittagszeit den Gläubigen nicht nur einen guten Start in die Fastenzeit ermöglichen, sondern auch die Kirche in der Öffentlichkeit präsent halten. "Ich möchte Neugierde für die Kirche wecken", so Boxberger. Deshalb richtet sich das Aschenkreuz zum Mitnehmen neben Berufstätigen auch an Katholiken, die sich von ihrer Kirche entfernt haben.
Um die Passanten vor der Franziskanerkirche in der Paderborner Innenstadt auf sich aufmerksam zu machen, haben sich Boxberger und ihre Kollegen von der Citypastoral eine Lostrommel als "Blickfang" überlegt: Auf den Losen stehen positive Vorsätze zur Fastenzeit, die alle Interessierten mitnehmen können. "Es geht schließlich in der Fastenzeit nicht nur darum, auf etwas zu verzichten, sondern auch sein Leben durch positive Aktionen zu ändern", so Boxberger. Im daneben aufgebauten Zelt spendet ein Priester das Aschenkreuz. Zum Auftakt gibt es zur Mittagszeit einen kurzen Wortgottesdienst auf der Straße, der einen besonderen Schwerpunkt auf dem Erklären des Sinns der Fastenzeit und des Aschenkreuzes hat und später wiederholt wird. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen den Sinn nicht mehr kennen." Manchmal gebe es zudem negative Vorurteile gegenüber Bußriten, wie dem Aschenkreuz: "Aber es hat nichts mit einem Kleinmachen zu tun, sondern ist vielmehr das Zeichen einer positiven Umkehr und Erneuerung."
Wie viele Leute zum neuen Angebot kommen werden, kann Boxberger nicht absehen. Doch sie will mit Flyern, Tee und Gebäck den Einstieg in die Fastenzeit einfacher machen. "Wir stehen für Gespräche bereit – gerne kritisch", bekräftigt Boxberger. Sie hofft, dass sich viele Menschen auf das Aschenkreuz zum Mitnehmen einlassen. "Vielleicht kommt ja auch der Erzbischof vorbei", sagt sie und lacht.