Magdeburger Bischof äußert sich zum Synodalen Weg

Feige: Kirchliche Lehre und Strukturen immer wieder aktualisieren

Veröffentlicht am 27.02.2020 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Die Wahrheit müsse in jeder Zeit neu erkannt und entsprechend übersetzt werden: Bischof Gerhard Feige ruft dazu auf, kirchliche Lehre und Strukturen immer wieder zu aktualisieren. Konkret nannte er unter anderem die katholische Morallehre.

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige ruft dazu auf, kirchliche Lehre und Strukturen immer wieder zu aktualisieren. Dies sei notwendig, da manches vom Zeitgeist vergangener Jahrhunderte geprägt sei und nicht unbedingt dem Evangelium Jesu Christi entspreche, schreibt Feige in einem Brief zur österlichen Bußzeit, der an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten seines Bistums verlesen wird. "Gott hat sich schon immer in der Geschichte geoffenbart. Darum muss Wahrheit auch in jeder Zeit neu erkannt und entsprechend übersetzt werden", so der Bischof wörtlich.

Beispielhaft nennt Feige in seinem Brief die katholische Morallehre. "Sie hat dazu geführt, dass ältere Christen mit dem Thema Sexualität oftmals nur Angst und Sünde verbinden. Andererseits halten sich inzwischen viele überhaupt nicht mehr an entsprechende Gebote und Verbote, liegen Theorie und Praxis in diesem Bereich weit auseinander. Hier gibt es einen dringenden Reformbedarf", betont der Bischof. Die katholische Sexualmoral müsse auch unter Berücksichtigung humanwissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickelt werden, um den Menschen in diesem sensiblen Bereich ihrer Liebesbeziehungen gerechter zu werden.

Bitte an Gläubige: Synodalen Weg "wohlwollend und konstruktiv" begleiten

Mit Blick auf den Synodalen Weg erklärt Feige in seinem Brief mit dem Titel "Synodaler werden", ihm sei bewusst, dass es in Bezug auf den Reformprozess sowohl Widerstände als auch überhöhte Erwartungen gebe. "Die einen sehen darin den Versuch, die Kirche zu spalten, andere halten ihn für die letzte Möglichkeit, sie zu retten. Und darüber hinaus gibt es nicht wenige, die skeptisch sind", so der Bischof. Er selbst unterstütze den Weg ausdrücklich und bitte auch die Gläubigen darum, "sich wohlwollend und konstruktiv" auf ihn einzulassen. Es brauche mit Blick auf die "tiefe Krise" der Kirche Diskussionen, "in denen ohne Tabus über alles, was unter den Nägeln brennt, geredet werden kann". Dazu gehörten aber auch verbindliche Beschlüsse, um konkrete Reformprojekte angehen zu können.

"Ganz offensichtlich haben wir als katholische Christen derzeit massive Schwierigkeiten, unserem Auftrag gerecht zu werden: getaufte wie ungetaufte Menschen mit dem Geheimnis Gottes in Berührung zu bringen", so Feige. Stattdessen sei auf vielfältige Weise Macht missbraucht und Menschen Gewalt angetan worden: "Dadurch aber ist das Evangelium nicht nur verdunkelt, sondern sogar verraten worden. Umkehr und Erneuerung sind vonnöten."

Strukturreformen als "zutiefst geistlicher Prozess"

Feige empfiehlt, keine Gegensätze zwischen Evangelisierung und Strukturreformen aufzubauen: "Wenn es unheilvolle Strukturen gibt, die das Evangelium zum Beispiel durch Machtmissbrauch verdunkeln, dann braucht es auch eine Reform solcher Strukturen. Das ist ein zutiefst geistlicher Prozess." Er setze darauf, dass der Heilige Geist in den Zeichen der Zeit wirke – in der Krise der Kirche und in den Aufbrüchen, die sich abzeichneten. "Wir dürfen dieses Wirken in der Suche nach einer lebensnahen Sexualethik erkennen, in der Suche nach überzeugenden Vorstellungen und Formen priesterlichen Lebens, in der Frage, wie Frauen ihre Charismen einbringen können und wie sich das kirchliche Leben überhaupt gemeinschaftlicher gestalten lässt", betont der Bischof.

Viele dieser Themen lägen längst obenauf, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo: "Wenn wir uns nun intensiver damit auseinandersetzen, bedeutet das nicht, einen nationalen Sonderweg einschlagen zu wollen. Vielmehr erscheint es durchaus als sinnvoll, unsere Erfahrungen und Überlegungen in die gesamtkirchliche Entwicklung einzubringen." Schließlich sei die Weltkirche kein Monolith, sondern existiere als eine Einheit in Vielfalt. Nicht überall müsse alles genauso gehandhabt werden. "Wichtig ist aber, darüber ins Gespräch zu kommen und entscheidende Veränderungen abzustimmen", schreibt Feige. (stz)