Händewaschen und Beten

Schutz vor Corona-Infektionen: Was im Alltag und in der Kirche hilft

Veröffentlicht am 27.02.2020 um 13:20 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Coronavirus ist auch in Deutschland angekommen. Erste Diözesen ordnen Sicherheitsmaßnahmen an. Aber auch jeder einzelne ist gefragt: katholisch.de erklärt, wie Christen in Tat und Gebet sich selbst und andere schützen können.

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Achtung: Aktuelle Entwicklungen beachten!

Der Artikel ist auf dem Stand von Ende Februar 2020. In der Zwischenzeit wurde alle öffentlichen Gottesdienste in Deutschland vorerst ausgesetzt. Jederzeit aktuelle Informationen zum Gesundheitsschutz in der Corona-Pandemie stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Verfügung.

Ein Bild ging in der Berichterstattung über das Coronavirus und seine Auswirkungen auf das kirchliche Leben um die Welt: Christen von den Philippinen halten sich in der Kirche beim Gebet an den Händen und tragen dabei Einweg-Atemschutzmasken. Leider zeigt dieses Bild genau das Gegenteil von dem, was Gesundheitsexperten von Einrichtungen wie dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) empfehlen: Besser wäre keine Maske und kein Handkontakt.

Das neuartige Coronavirus wird Medizinern zufolge nämlich so übertragen wie andere Viren aus dieser Gruppe: "primär über Sekrete des Respirationstraktes" – also über den Speichel, Niesen und Husten. Atemschutzmasken sollten den Experten zufolge zum Schutz anderer nur Menschen tragen, die Infektionssymptome zeigen. Im Alltag befürchtet etwa die Weltgesundheitsorganisation, dass Gesichtsmasken ein Gefühl falscher Sicherheit vermitteln und so wirksame Methoden gar nicht erst ergriffen werden. Zudem sind Einmal-Masken nach kaum 20 Minuten von der Atemluft feucht und erst recht eine Ansteckungsgefahr.

Vorsicht bei Kommunion und Friedensgruß, Ikonen nur daheim küssen

Wirksam ist vor allem, Abstand zu halten: Weltweit und mittlerweile auch in Deutschland empfehlen Diözesen, in der Messe auf Händeschütteln beim Friedensgruß und Händehalten beim Beten zu verzichten. Die Übertragung von Körperflüssigkeiten soll möglichst vermieden werden. Deshalb sollte auf Kelchkommunion und Mundkommunion verzichtet werden. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart erinnert zudem an die "Geistlichen Kommunion", bei der Gläubige, die nicht die Kommunion empfangen können oder wollen, sich während der Kommunionspendung "im Gebet in besonderer Weise mit Jesus Christus verbinden". Viele Kirchen entfernen auch das Weihwasser aus den Becken.

In Asien wurde außerdem empfohlen, im Beichtstuhl das Gitter zwischen Priester und Beichtendem abzudecken. Das rumänisch-orthodoxe Patriarchat weist zudem darauf hin, dass man davon absehen solle, Ikonen in den Kirchen zu küssen. Ikonen im eigenen Haushalt könnten aber weiterhin geküsst werden. Laien empfangen im byzantinischen Ritus die Kommunion in beiderlei Gestalt mit einem Löffel. Ausnahmsweise dürfen zum Infektionsschutz laut Patriarchat zur Zeit eigene Löffel mitgebracht werden.

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Für den Alltag empfiehlt die BzgA, auf richtiges Husten, Niesen und Händewaschen zu achten. Auf keinen Fall sollte die Hand vor den Mund gehalten werden, stattdessen hustet man mit Abstand zu anderen Menschen in die Armbeuge oder in ein Taschentuch, das anschließend weggeworfen wird. So wird die Übertragung über die Hände vermieden.

Da Keime auch über die Hände übertragen werden, ist regelmäßiges gründliches Händewaschen wichtig, nach Möglichkeit mit Seife. Händewaschen sollte laut BzgA mindestens 20 Sekunden dauern. Als Faustregel gilt: 20 Sekunden entsprechen etwa zweimal dem Lied "Happy Birthday" - oder auf katholisch: zwei bis drei Ave Maria. Anschließend sollten die Hände gut abgetrocknet werden, weil Keime sich in feuchtwarmer Umgebung wohlfühlen. Handdesinfektion ist im Alltag nicht erforderlich. Nur beim Kontakt mit besonders gefährdeten Menschen oder beim Umgang mit Kranken ist sie angezeigt.

Wo viele Menschen zusammenkommen, muss besonders auf Hygiene geachtet werden: Das RKI empfiehlt für Messen und Kongresse regelmäßige Reinigung von Oberflächen und Sanitäranlagen sowie gute Belüftung des Veranstaltungsortes. Wer Erkältungssymptome zeigt, sollte zuhause bleiben.

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Beten für Helfer und Betroffene

Auch beim Infektionsschutz gilt die Maxime des heiligen Ignatius von Loyola: "Handle so, als ob alles von dir abhinge, in dem Wissen aber, dass in Wirklichkeit alles von Gott abhängt." Um die Einhaltung von Verhaltensregeln kommt also kein Christ herum, um eine Ausbreitung des Coronavirus und anderer Erkrankungen einzudämmen. Die Verbundenheit in der Gemeinschaft des Gebets ist dennoch wichtig: Gerade die Christen in Gegenden, in denen Gottesdienste abgesagt wurden, und gerade die Ärzte, Pfleger und anderen Helfer können betend unterstützt werden.

Der Bischof von Bozen-Brixen, der als erster Bischof einer deutschsprachigen Diözese Schutzmaßnahmen für Gottesdienste erlassen hatte, erinnert daran, "alle Kranken sowie deren Angehörigen in das Gebet einzuschließen, aber auch für jene zu beten, die in der Krankenbetreuung und Krankenpflege tätig sind und schließlich auch jene nicht zu vergessen, die jetzt die Verantwortung tragen, jene Maßnahmen zu erlassen, die zum Wohle der Menschen getroffen werden müssen". Eine Möglichkeit dafür ist, die philippinischen Christen in ihrem Gebet zu unterstützen. Die Bischofskonferenz der Philippinen hat dazu einen Gebetstext verfasst, der dort von allen Gläubigen gebetet werden soll.

Von Felix Neumann

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Am 28. Februar 2020, 16 Uhr, ergänzt um Empfehlungen des rumänisch-orthodoxen Patriarchats.