"Oft allzu menschliche Züge"

Künftiger Bischof Meier: Die Kirche ist nicht Gott

Veröffentlicht am 28.02.2020 um 15:05 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Zweifellos sei die Kirche "als Gemeinschaft der Glaubenden unbedingt notwendig", aber...: Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier spricht darüber, worin die kirchliche "DNA" wirklich besteht.

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Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier warnt vor einer Gleichsetzung von Kirche und Gott. "Die Kirche ist nicht Gott", schreibt Meier als Diözesanadministrator, also Übergangsverwalter seines Bistums, in einem aktuellen Geistlichen Wort zur anstehenden Fastenzeit. Die Kirche sei nicht das Ziel des Glaubens, so Meier weiter. "Zweifellos ist sie als Gemeinschaft der Glaubenden unbedingt notwendig, denn keiner lebt und glaubt für sich allein." Die DNA der Kirche "besteht darin, dass sie ganz und gar von Gottes Treue gehalten wird - auch wenn sie aus Menschen besteht und daher oft allzu menschliche Züge aufweist", erklärt Meier.

Der künftige Bischof fügt an, die Kirche habe die Aufgabe, die Menschen mit Gott in Verbindung zu bringen, Gott und Menschheit zu vereinen. "Weil Gott die Kirche nicht fallen lässt, dürfen auch wir zu ihr stehen, sie mit ihren Fehlern und Schwächen annehmen und vor allem sie lieben. Wir sind nicht bestimmter Menschen wegen in der Kirche, sondern um Gottes willen." Umgekehrt solle sich um Gottes willen niemand bestimmter Menschen wegen von der Kirche verabschieden. "Was die Kirche an Mitteln des Heils zu bieten hat, ist wichtiger und stärker als alles, was sie in ihrer Geschichte aufgeladen hat und als Last mit sich herumschleppt."

Quellen des Heils anzapfen

Meier betont, die Fastenzeit sei eine Gelegenheit, die "Quellen des Heils" anzuzapfen, die in der Kirche bereitstünden. "Denn sie ist der Raum, wo wir Gott suchen und finden können." Es sei überdies kein Zufall, dass der Empfang des Bußsakramentes den Gläubigen gerade in der Fastenzeit besonders ans Herz gelegt werde - "übrigens sind hier alle Glieder der Kirche einbezogen, auch die Kleriker bis zu den Bischöfen und dem Papst".

Als Fastenvorsätze empfiehlt Meier beispielhaft: "Bibelgespräche und Predigtreihen, Exerzitien im Alltag, Besinnungstage und Glaubenskurse, den Empfang der Sakramente, besonders der Buße und der Eucharistie." Meier weiter: "Wichtig dabei ist, dass wir uns nicht auf die Liturgie fixieren." Auch die eucharistische Anbetung, die vielerorts neu entdeckt werde, bekomme nur dann Sinn und Fundament, wenn sie sich als Grundhaltung entfalte in der glaubwürdigen Liebe zum Nächsten, der gelebten Caritas. - Bertram Meier wird am 21. März zum neuen Bischof von Augsburg geweiht werden. (KNA)