Kardinaldekan Re hatte Zen zuvor vor allen Purpurträgern kritisiert

Kardinal Zen: Habe Beweise, dass Parolin den Papst manipuliert

Veröffentlicht am 02.03.2020 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 

Hongkong/Vatikanstadt ‐ Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin manipuliere Papst Franziskus – und dafür habe er Beweise, betont der chinesische Kardinal Joseph Zen. Kardinaldekan Giovanni Battista Re hatte zuvor dem Kardinalskollegium geschrieben – und Zen scharf kritisiert.

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Der chinesische Kardinal Joseph Zen Ze-kiun wirft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor, Papst Franziskus bei der China-Politik "zu manipulieren". Parolin habe falsche Übersetzungen chinesischer Begriffe an den Vatikan weitergegeben und Kritik unterschlagen, um das Abkommen zwischen der Kirche und der kommunistischen Regierung in Peking durchzusetzen, schrieb der emeritierte Erzbischof von Hongkong in einem am Montag auf Englisch via Facebook veröffentlichten Offenen Brief an den Dekan des Kardinalskollegiums Giovanni Battista Re und die Kardinäle.

"Ich habe Beweise dafür, dass Parolin den Heiligen Vater manipuliert, der mir immer so viel Zuneigung zeigt, aber meine Fragen nicht beantwortet", schrieb Zen. Die chinesische Fassung des Briefs hatte der 88-Jährige am Sonntag in seinem Blog veröffentlicht. Der schon als Erzbischof von Hongkong als scharfer Kritiker Chinas bekannte Kardinal ist ein entschiedener Gegner des Vatikan-Abkommens vom September 2018 mit Peking über die Ernennung von Bischöfen. In dem bislang nicht veröffentlichten Abkommen soll vereinbart worden sein, dass der Vatikan die Bischöfe auswählt und diese dann jedoch erst nach Zustimmung der Führung Chinas ernannt werden.

Re kritisiert Zen vor allen Kardinälen

Mit dem Offenen Brief reagierte Zen auf ein Schreiben von Kardinal Re vom 26. Februar an alle Kardinäle, in dem dieser auf die Kritik Zens an dem Abkommen mit China einging. Laut Medienberichten habe Re betont, die letzten drei Päpste hätten nicht mit der Position Zens übereingestimmt, "dass es besser sei, kein Abkommen als ein schlechtes mit China zu haben". Sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. hätten sich - mit Blick auf die Lage der Katholiken in China - für Dialog eingesetzt. An dem Abkommen mit China habe man "mehr als 20 Jahre lang" gearbeitet. Der Prozess sei von jedem der drei Päpste unterstützt worden. Die "schweren Verwürfe" Zens gegen den Kurs des Papstes seien "schmerzlich", zumal Franziskus ihm stets zugehört habe. Solche Konflikte zeigten, wie schwierig der Weg der Kirche in China nach wie vor sei. Re mahnt alle Kardinäle, auf diesem Weg eng an der Seite des Papstes zu bleiben.

Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China 1950 lehnt die Kommunistische Partei vom Vatikan ernannte Bischöfe ab und ernennt eigene Bischöfe. Diese Politik hat zu einer Spaltung in eine staatlich kontrollierte katholische Kirche und eine papsttreue Untergrundkirche geführt. Schätzungen zufolge sind 9 bis 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken; amtliche Stellen sprechen von 6 Millionen. Neben einer regierungsnahen, staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst. (tmg/KNA)