In die Kritik geratener Priesterausbilder soll Kölner Seminar leiten
Der mit kritischen Äußerungen zu Homosexuellen aufgefallene Theologe Romano Christen wird kommissarisch die Ausbildung der Priesterseminaristen des Erzbistums Köln übernehmen. Christen nimmt die Leitungsaufgabe während einer bis Mitte 2022 geplanten Sanierung der Ausbildungsstätte in Köln wahr, wie das Erzbistum am Donnerstag mitteilte. Derzeit leitet er das Collegium Albertinum in Bonn, in dem künftige Priester des Erzbistums während des Studiums leben.
Anfang 2019 hatte Christen in einem Vortrag vor Studenten seines Hauses gesagt, Homosexualität sei "Folge einer psychologischen (Fehl-)Entwicklung", gegen die es "von der Schwulen-Lobby" dämonisierte Therapien gebe, die Männer erfolgreich bestanden hätten. Bei homosexueller Liebe gehe es um eine narzisstische Suche nach Männlichkeit und "weniger um die reale Begegnung mit einem Du". Männer mit tief sitzender homosexueller Tendenz könnten nicht geweiht werden.
Woelki hielt an Christen fest
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisierte Äußerungen Christens, hielt an dem Pater als Priesterausbilder aber fest. "Wir alle machen Fehler, ich auch, und es ist wichtig, dass ein einzelner Fehler nicht alles andere überschattet", erklärte der Kardinal nach einem Gespräch mit dem Theologen, der 1960 in der Schweiz geboren wurde. Christen selbst bezeichnete seinen Vortrag als unzulänglich. Er habe homosexuelle Menschen nicht verletzen wollen und bitte um Entschuldigung. Mehrere Theologen hatten den Vortrag kritisiert, die katholische Laienvertretung im Erzbistum forderte Christens Ablösung.
Als Leiter des Kölner Seminars folgt er auf Hans-Josef Radermacher, der nach Angaben des Erzbistums Ende August entpflichtet wird. Zu diesem Zeitpunkt geht auch der bisherige Spiritual Josef Sauerborn. Er ist für die geistliche Begleitung der angehenden Priester zuständig. Seine Aufgabe übernimmt kommissarisch der Spiritual des Collegium Albertinum, Axel Hammes.
Das Priesterseminar in Köln wird bis Sommer 2022 saniert, wie das Erzbistum erklärte. Die Seminaristen sollen im Sommer dieses Jahres in die Bonner Ausbildungsstätte umziehen. Das Kölner Gebäude wurde laut Erzbistum Ende der 1950er-Jahre gebaut und 1991 renoviert. Jetzt müssten Elektrik, Sanitär- und Haustechnik sowie der Brandschutz modernisiert werden. Das Priesterseminar soll zu einem möglichst klimaneutralen Haus werden. (tmg/KNA)