Material in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird immer knapper

Ordensfrauen nähen Mundschutze in der Corona-Krise

Veröffentlicht am 26.03.2020 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 

Tutzing ‐ Wegen der Ausbreitung des Coronavirus werden in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Mundschutze immer knapper. Dafür hat sich das Kloster der Missions-Benediktinerinnen in Tutzing etwas überlegt – und ist nicht das einzige Kloster, das aktiv wird.

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Während es in manch einem Geschäft durch die Corona-Krise an Klopapier und Nudeln mangelt, stehen Krankenhäuser vor weit ernsteren Problemen: Neben Desinfektionsmittel, das teilweise aus Spendern gerissen und gestohlen wird, sind vor allem Atemschutzmasken absolute Mangelware – und das in einer Zeit, in der dieser Mundschutz nicht nur für Pfleger und Ärzte überlebenswichtig sein kann: Denn Covid-19 überträgt sich hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion.

Viele Menschen beginnen damit, eigene Mundschutze zu nähen, um diese etwa Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen zu spenden. So auch im Kloster der Missions-Benediktinerinnen im bayrischen Tutzing. Seit Anfang der Woche kommen die Ordensfrauen in der Nähstube zusammen und fertigen diese Mundschutze an, wie Priorin Schwester Ruth Schönenberger katholisch.de erklärt. "Die Idee kam von einer Mitschwester, die im Krankenhaus arbeitet, wo einfach ein riesen Bedarf ist." Im Internet fanden die Ordensfrauen eine Anleitung zur Fertigung eines solchen Mundschutzes. "Wir finden es total gut, wenn wir da etwas tun können", betont Schönenberger.

Wie man sich in der Not zu helfen weiß

Etwa 100 Exemplare nähen die Ordensfrauen am Tag. Dafür nutzen sie etwa Betttücher, erhalten aber auch Materialspenden. Der Stoff brauche eine gewisse Dichte, damit er schützt und der Träger trotzdem gut atmen kann. Daher seien die gefertigten Masken auch wasch- und wiederverwendbar. "Es ist nach heutigen medizinischen Standards sicher nicht der normalerweise geforderte Standard, aber es hilft vielleicht doch gegen dieses oder jenes", räumt die Priorin ein.

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Doch sind die Mundschutze fertig, werden sie schnell und dankbar von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen abgenommen. "Ist ja auch wunderbar, wenn sie dann gebraucht werden", betont Schönenberger. Der Bedarf ist hoch, nicht nur in dem Krankenhaus, das sich direkt neben dem Kloster befindet. Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald fragte das Kloster an, da sie unter anderem auch das Personal im Einzelhandel und ambulante Pflegekräfte im Blick hat.

Auch für die Gemeinschaft gut

Da das Gästehaus des Klosters wegen der Ansteckungsgefahr geschlossen werden musste, haben nun zudem mehr Ordensfrauen Zeit, sich den Mundschutzen zu widmen. Manche Ordensfrauen seien länger dabei, andere kürzer. Die Arbeit laufe jedoch generationenübergreifend. "Es ist schön, dass man so etwas miteinander unternimmt – ist für die Gemeinschaft auch ganz gut", sagt Schwester Ruth. Insgesamt habe sich das Leben im Kloster der Missions-Benediktinerinnen seit Ausbruch des Coronavirus jedoch nicht wesentlich verändert. Einige Ordensfrauen könnten zwar beruflich nicht aus dem Haus gehen, ansonsten laufe aber alles weiter wie bisher: der übliche Rhythmus der Gebetszeiten, ein strukturierter Tagesablauf und Arbeiten im Haus. Reduzierungen im Alltag seien die Ordensfrauen in ihrer Lebensform ohnehin gewöhnt, sagt die Priorin.

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Nicht nur in Tutzing steht seit Neuestem die Fertigung der Mundschutze ziemlich weit oben auf der Prioritätenliste. Einige Schwestern des Mutterhauses der Schervierschwestern in Aachen leben in einem Altenheim, wo nach neuesten Verordnungen auch die Pfleger einen Mundschutz tragen müssen. Daher entstand die Idee, sich mit eigens genähten Exemplaren zu beteiligen, erklärt Sprecherin Verena Bauwens. Sie entstehen seitdem im Nähzimmer des Klosters. Auch im Neuenbekener Missionshaus machen drei Schwestern bei der Nähaktion mit, postete das Haus auf Facebook. Nachahmungen seien gewünscht, schreiben die Tutzinger Missions-Benediktinerinnen ebenda: "Sich davon anstecken zu lassen, ist erlaubt!"

Von Melanie Ploch